Nachdem die Angelei saisonbedingt etwas ruht, bleibt abends wieder Zeit für die Werkstatt. Den Herstellungsprozess dieses Messers hatte ich eigentlich wieder Schritt-für-Schritt in Bildern festgehalten, leider ging mein Handy aber kürzlichen baden, und ich sehe kaum eine Chance an die Bilder zu kommen…. deshalb gibt es hier nur Fotos vom fertigen Messer, vielleicht kann ich den Rest ja irgendwann einmal nachtragen.

Zum Messer und den Materialien gibt es wieder einiges zu sagen:

Klinge

Die Klinge besteht aus einem Damast-Stahl, den ich selbst in der Kohle-Esse geschmiedet habe. Ich hatte zeitweise Unterstützung von meinem Kollegen Thilo, der die Sache mit seinem „5-Kilo-Schnuckelchen“ etwas beschleunigte, insbesondere bei den ersten Paar Faltungen ist es wirklich hilfreich, zu Zweit zu sein. Die verwendeten Stähle sind 1.2842, 1.2517 und 1.2796. Diese 3-er Kombination hatte sich vor einigen Jahren Achim Wirtz ausgedacht. Der Witz daran ist, dass der Stahl nachher nicht nur hell und dunkel zeichnet, sondern mit dem 1.2517 noch ein graues Element dazwischen liegt. Diese dreifarbige Schattierung gibt dem Damast eine Art reliefartige Ästhetik, das sieht sehr cool aus. Darüberhinaus sind die drei Stähle absolute Killerlegierungen – der 1.2842 enthält Mangan, der 1.2519 Wolfram und der 1.2796 Nickel, und alle drei enthalten viel Kohlenstoff. Eine Kombination die schnitthaltig, zäh und elastisch ist, besser gehts nicht….

Die Form der Klinge ist recht spitz und schlank, die Klinge an sich relativ schmal. Sie ist damit sehr gut geeignet zum Zerwirken von Wild, oder zum Ausnehmen und Filetieren eines Fisches, dabei aber nicht so spezialisiert wie ein echtes Ausbein- oder Filetiermesser. Die Klingenform ist relativ universell einsetzbar.

Holz

Der Griff besteht aus Maserbirke und einem schmalen Streifen Mooreiche.

Die Birke stammt von einer Maserknolle, die ich vor circa 15 Jahren im Schönbuch gefunden habe. Ich habe sie nun endlich einmal aufgesägt und festgestellt, dass sie wirklich eine schöne Maserung enthält. Mir ist dabei immer wichtig, dass die Maserung im späteren Griff trotz aller Wildheit eine gewisse Symmetrie aufzeigt, was mir hier gelungen ist. Auf dem Griffrücken z.B. sieht man quer verlaufende „Wimmerungen“. Wären diese schräg, hätte mir das nicht so gut gefallen….

Die Mooreiche ist ein kleines Reststück einer Planke, die mein Kumpel Andi und ich in Irland von einem Tätowierer geschenkt bekamen. Mit unserer Band hatten wir die Gelegenheit in Dublin zu spielen, und an irgendeinem Morgen, in irgendeinem Pub, lernten wir Phil kennen… Andi lies sich sogar am Tag darauf ein Tatoo von ihm stechen… und irgendwie erzählte Phil dabei auch, dass er Skulpturen aus Mooreiche schnitzte, weil er auf seinem Grundstück beim Torfstechen immer wieder Mooreiche ausgrub… und er schenkte uns ein Stück, das wir uns dann teilten um jeweils einen schönen Messergriff draus zu machen. Die kleinen Streifen, die beim Zusäge als Abfall anfielen, hatte ich die ganzen Jahre noch aufgehoben – und das größte Stück gab nun gerade noch genug her, um für dieses Messer hier ein Zwischenstück zu schleifen.

Bronze

Das Parierelement, das bronzene Zwischenstück und der Pin im Griff sind aus Zinnbronze, die ich im Garten selbst gegossen habe. Reine Zinnbronze ist leider kaum im Handel zu bekommen, weshalb ich beschlossen habe, einfach selbst zu legieren. Und es hat funktioniert, ich konnte auf japanische Art ein paar kleine „Barren“ gießen, die ich dann zu Flachmaterial ausschmiedete und plan schliff.

Scheide

Die Messerscheide habe ich aus feinem italienischen Rindsleder genäht. Das Messer sitzt hervorragend darin, und kann unter keinen Umständen herausfallen. Die Metallöse für die Befestigung der Gürtelschlaufe ist ebenfalls aus Zinnbronze.