Wenn ich mich mit Freunden über schöne Messer unterhalte, wir über Damast-Stahl philosophieren, über edle Hölzer für Griffe und komplexe Feil-Arbeiten, kommt immer wieder mal die Frage auf, was ich denn selbst für ein Messer besitze? Manche denken, es wäre das schönste, komplizierteste und edelste Messer, das ich für mich selbst gemacht habe – Weit gefehlt! Es ist ein einfaches, kleines Messer mit einem Griff aus Birkenrinde, wie es sie v.a. in Finnland gibt.

Tatsächlich habe ich als Jugendlicher, als ich erste Versuche startete, ein Messer zu machen, große Messer gemacht. Manche werden noch „Crocodile Dundee“ kennen, der mit seinem Spruch „das ist kein Messer, DAS ist ein Messer“ offenbar bleibenden Eindruck bei mir hinterlies. Ich dachte, je größer desto besser, und meine ersten Messer waren Bowie-Messer mit Klingen zwischen 20 und 30 Zentimetern. Über die Jahre sind meine Messer immer kleiner geworden, und mein aktuelles Lieblingsmesser hat eine Klingenlänge von nur 6 Zentimetern.
Denn eine solche Klinge reicht für nahezu alles aus, was man so im Alltag mit einem Messer macht. Vom Schneiden eines Apfels, über das Schnitzen eines Stocks, bis hin zum Töten einer frisch gefangenen Forelle, all das geht perfekt mit der kleinen, spitzen Klinge. Und obwohl sicher nicht ideal für manche Sachen, funktioniert es immer irgendwie. Und so habe ich damit schon mehr Fische filetiert als mit jedem anderen Messer, habe Rehe zerlegt, Holztassen geschnitzt und Vieles mehr. Selbst der Dorn im Finger ist mit einer so spitzen Klinge schnell herausoperiert, und das Messer ist klein genug, um es immer dabeihaben zu können. Überall auf der Welt war das Messer schon… von Grönland im Norden bis Arabien im Süden, und überall hat es mir hervorragende Dienste erwiesen.

Der Griff aus Birkenrinde wurde auf traditionelle Art ganz ohne Klebstoff gemacht. Dazu werden die Rindenstücke abwechselnd um 90 Grad versetzt auf den Griff gesteckt und das Ganze dann mit einer Platte am Knauf verdichtet und vernietet. Durch vorsichtiges Erhitzen im Backofen (oder über Glut) wird der Birkenteer in der Rinde aktiviert und die Rindenstücke verkleben ganz von selbst.

Und obwohl Birkenrinde ein sehr einfaches, „profanes“ Material ist, finde ich es extrem schön. Der Grip ist sensationell, selbst wenn es nass und kalt ist liegt der Griff sicher in der Hand.

Hier einige Impressionen von der Herstellung. Der Stahl für die Klinge ist ein 100Cr6, also der Wälzlagerstahl 1.3505. Es ist spätenstens seit der Diplomarbeit von Roman Landes unter Messer-Enthusiasten sehr geschätzt weil er mit einem guten Prozent Kohlenstoff sehr schnitthaltig und scharf ist, weil er als Material für Kugel- und Wälzlager hohe Qualitätskontrollen durchläuft und weil er mit einer kleinen Prise Chrom nicht ganz so empfindlich ist wie andere Kohlenstoffstähle.