Der Winter hat seinen ganz eigenen Charme. Eis und Schnee bringen auch Ruhe und Einsamkeit, die ich manchmal sehr genieße. Und auch in der kalten Jahreszeit gibt es genug spannende Fischarten, denen man nachstellen kann: Hecht und Barsch, Huchen, Äsche, Rapfen und Döbel. Je nach Region und Gewässer stehen unterschiedliche Arten zur Verfügung, hier sollte man sich gut informieren.
Und auch im März und April, wenn die Forellensaison wieder beginnt, kann es hier in den Mittelgebirgen noch ziemlich frostig sein.
Als Fliegenfischer haben wir mit dem Frost einen etwas intensiveren Kontakt als Spinnfischer oder Ansitzfischer. Es liegt in der Natur des Fliegenfischens, dass wir permanent die nasse Schnur in den Fingern halten und häufig mit der Wathose im eisigen Wasser stehen.
Kälte an sich ist nicht das Problem, denn dagegen kann man sich gut schützen, aber in Kombination mit Wasser wird es schwierig. Auch die Tatsache, dass wir beim Werfen unsere Schnur und Köder länger der kalten Luft aussetzen, führt zu Problemen. Diese will ich im Folgenden nacheinander angehen.
Auch möchte ich im letzten Abschnitt eure Sinne dafür schärfen, dass manche Gewässer und die Lebewesen darin im Winter besonders schonend behandelt werden müssen. Dazu später mehr.
Kalte Hände
Die Art von Kälte die ich hier meine, bedeutet SCHMERZEN vor Kälte und steife Finger. Grundsätzlich kann man sagen, dass nasse Hände auch kalte Hände sind. Zwar werden auch trockene Hände kalt, aber in der Regel stellt sich die Durchblutung schnell darauf ein, und die Hände werden irgendwann wieder warm. Man kann sich mit einem Becher warmem Tee oder einem Taschenwärmer helfen, und diesen Vorgang etwas zu beschleunigen.
Solange die Temperaturen noch um den Gefrierpunkt oder leicht darüber liegen (sofern kein starker Wind geht), wird zum Teil sogar empfohlen, die Hände kurz nass zu machen, weil auch das die Durchblutung anregt und man schneller warme Hände bekommt (jeder kennt ja die „heißen Hände“ nach der Schneeballschlacht).
Von Neopren-Handschuhen rate ich definitiv ab! Zum einen trocknet Neopren nicht, und die permanent feuchten Hände kühlen aus, zum anderen ist Neopren relativ steif und hindert die Bewegung der Finger, weshalb die wärmende Durchblutung nicht richtig in Gang kommt. ….bei meinem ersten Eisfischen in den Schweizer Bergen vor einigen Jahren hatte ich lange eiskalte Finger, die erst dann warm wurden, als ich die Handschuhe AUSZOG!
Richtig harzig wird es, wenn es zweistellig unter Null geht. Dann führt jeder Tropfen Wasser auf der Haut zum Auskühlen, und das Fischen ist schnell beendet. Bewährt hat sich für mich, mehrere Lagen Gummihandschuhe (Putzhandschuhe) zu tragen. Die halten die Haut relativ trocken, auch wenn man mal einen Fisch anfasst, Eis aus den Rutenringen entfernt oder einfach die Schnur reinstrippt.
Eis in den Rutenringen
Im Internet wimmelt es von Tipps, welche Pampe oder welches Puder man auf die Ringe geben soll, damit das Eis keinen Ansatzpunkt hat.
Nichts davon funktioniert auf Dauer!
Meiner Erfahrung nach ist bei nennenswertem Frost häufig nach 15min Schluss. Bei moderatem Frost hilft es, die Rute kurz unterzutauchen. Wasser hat i.d.R. mehr als Null Grad, und das Eis löst sich. Auch kann man das Eis gelegentlich mit den Fingen aus den Ringen herausbrechen. Hat das Wasser aber nur 0,2 Grad (wie im letzten März), bringt auch das nichts. Dann wird das Eis so hart, dass es nicht mehr zu entfernen ist. Etwas warmes Wasser aus der Thermoskanne hilft auch nur vorrübergehend.
Grundsätzlich ist eine schwere Keulenschnur eher in der Lage, auch mal Eis aus den Ringen zu reissen, aber sie leidet dabei natürlich auch…
Einzige Abhilfe schaffen letztlich nur Ersatzruten! Im Winter habe ich bei starkem Frost alles dabei, was ins Auto passt. Ist die eine Rute mit Eis zu, kommt die nächste dran. Im Auto reichen oft die wenigen Grad Restwärme der Fahrt, um die abgelegte Rute wieder aufzutauen. So kann man die Ruten meistens reihum durchwechseln.
Wichtig: montiert die Ruten zu Hause im Warmen vor. Mit kalten Händen knotet es sich schlecht!
gefrorene Fliegen
Eine nasse Nymphe oder ein wassergesättigter Streamer können bereits bei zwei oder drei Leerwürfen zu einem Eisklumpen gefrieren. Ist die Wassertemperatur halbwegs über Null, tauen sie im Wasser wieder auf. Dabei hilft es, Würfe zu wählen, bei denen die Fliege nicht lange über Wasser ist, wie z.B. Roll- und Switchcast. Köder aus synthetischen Materialien, die nicht viel Wasser aufnehmen, bringen zusätzlich Abhilfe. Ansonsten hilft nur der Griff zur Thermoskanne um den Streamer in einem kurzen Warmwasserbad wieder zu entfrosten, oder eben ein Köderwechsel.
Umgang mit Fischen und Verhalten am Wasser
Der Frost, der unseren nassen Händen schmerzhaft zusetzt, ist für die Fische nicht weniger schädlich! Man sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass ein Fisch, den man bei starkem Frost aus dem Wasser hebt möglicherweise durch gefrorene Kiemen so starken Schaden nimmt, dass er nicht mehr überlebensfähig ist. Einen Fisch den man nicht entnimmt, sollte man deshalb im Wasser abhaken ohne ihn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Wasser zu heben. Ein gummierter Kescher ist sehr hilfreich, um den Fisch zu fixieren und besser lösen zu können. Trägt man wie oben empfohlen Gummihandschuhe, kann man den Fisch auch vorsichtig unter Wasser mit der Hand umfassen (nicht drücken!), ohne dabei die Schleimschicht zu verletzen.
Grundsätzlich sollte man so fischen, dass das Haken eines zu kleinen oder geschonten Fisches von vorneherein minimiert wird, auch wenn das Angeln dadurch vielleicht etwas erschwert wird.
In Gewässern mit Kieslaichern (Forelle, Äsche) sollte man von Oktober bis April) besonders auf potentielle Laichgruben achten und das Waten auf ein Minimum begrenzen. An kleinen Bächen kann man oft gut vom Ufer fischen, und das Betreten der Gewässersohle ist ohnehin unnötig.
Ich möchte eure Sinne aber auch für andere Wasserlebewesen schärfen, wie z.B. Amphibien, die sich in der kalten Jahreszeit im Schlamm von ruhigen Gewässerbereichen vergraben. Seit achtsam, denn insbesondere im Winter kann die „Ruhestörung“ an falscher Stelle dazu führen, dass Tiere unnötigerweise verenden.