Schon länger wollte ich ein größeres Allzweck-Messer machen, das scharf genug ist um damit in der Küche zu arbeiten, aber robust genug um auch mal kleinere Holzarbeiten auszuführen, zu schnitzen und zu hacken.
Die Form der Klinge ist angelehnt an frühmittelalterliche Sax-Klingen. Charakteristisch ist dabei der dreieckige Querschnitt, das Fehlen eines Ricassos und der Klingenaufbau aus gegenläufig tordiertem (gedrehtem) Damaststahl im Kern der Klinge. Andere Details wiederum sind eher modernen skandinavischen und russischen Messerformen entlehnt.
Materialien:
Klingenstahl an der Schneide und am Rücken 1.2235, Zwischenlagen aus 1.2842, Torsionsstäbe aus 1.2842 und 1.2796. Metallteile des Griffs aus Zinnbronze Zwischenlage im Griff aus sibirischem Mammut-Elfenbein, das durch die jahrtausendelange Bodenlagerung von Mineralien bräunlich verfärbt ist. Griffholz aus Bergahorn-Maserknolle aus 900 Metern Höhe von der Schwäbischen Alb.
Der Herstellungsprozess in einzelnen Schritten:
Ein Bild aus der Schmiede – bei mir wird ausschließlich mit dem Handhammer in der Kohlenesse geschmiedet.
Nach dem Verschweissen und Ausrecken des Damastpakets, wird der Strang verdreht (tordiert). Links auf der Werkbank liegt ein fertiges Stück.
Die beiden tordierten Damaststränge werden angeschliffen, und gemeinsam mit weiteren Stahlstücken für Schneide und Klingenrücken in ein weiteres Paket gefasst. Einige Punkte mit dem E-Schweissgerät halten das Ganze zusammen. Im Hintergrund eine erste Messer-Skizze (die später verworfen wurde).
Nach dem Feuerverschweissen wird die Griffangel ausgeschmiedet. Die Klingenspitze muss anders als bei den beiden Klingen rechts abgeschnitten werden, weil durch das Ausschmieden der Spitze das Damast-Muster gestört würde.
Erster Grobschliff der Flächen, zum Überprüfen ob alle Schweissungen gelungen sind.
Ein kurzes erstes Bad in Lös-Kaffee bringt das Muster zum ersten Mal zutage.
Feines Schleifen der Klinge mit Steinen und Schleifpapier.
Weitgehend fertiger Feinschliff der Klinge, am Ende der Griffangel wurde ein Gewinde geschnitten.
Bevor es mit dem Messer so richtig losgehen kann, müssen Form und Materialien für den Griff festgelegt werden – dafür probiere ich viel aus und Zeit um immer wieder über den Entwurf zu schlafen. Auf dem Bild zu sehen sind rohe Stücke Mammut-Elfenbein und Zinnbronze.
Nun kommt die Fleissarbeit – das Anpassen der Einzelteile des Griffs, hier ein Stück Zinnbronze.
Präzise eingepasste Metallstifte verhindern das Verdrehen der Griff-Teile gegeneinander.
Nahaufnahme: Die Klinge (links) ist mit Klebeband gegen Kratzer geschützt. Es folgen Zinnbronze, Mammutelfenbein, Zinnbronze und Ahorn-Maserknolle. Die Stücke passen ohne Lücken perfekt aufeinander.
Noch ist nichts verklebt, die Griff-Elemente sind zum Schleifen mit einer Flügelmutter auf der Griffangel fixiert.
Weitere Formgebung mit dem Bandschleifer.
Die Feinarbeit am Holzteil des Griffes erfolgt von Hand mit Schleifpapier.
Weitgehend fertig geschliffener Griff – noch immer verschraubt und nicht geklebt. Die dunklen Linien auf den Bronzeteilen sind später dann gefeilte Vertiefungen, wurden hier aber mit Edding aufgemahlt, um die Dicke und Positionierung festzulegen und einen Eindruck davon zu bekommen wie es später aussehen wird.
Für den späteren Griffabschluss, d.h. zum Verschrauben des Griffs wird eine Art “Mutter” aus Bronze gedreht – mit Akkuschrauber und Bandschleifer.
Fast fertige “Mutter” für das Ende des Griffs.
Die beiden vorderen Bronzeteile bekommen eine gefeilte Rille und werden poliert.
Schwärzen der Rille mit “Brass Black”.
Nun wird die Klinge nochmals bis Körnung 1000 nass geschliffen.
Mit Eisen-3-Chlorid wird die Klinge geätzt um das Damast-Muster hervorzuheben.
Alles ist bereit zum Verkleben mit Epoxyd-Harz. Kleine Mikro-Kerben geben dem Harz zusätzlichen halt – das wird eine Verbindung für die Ewigkeit. Trotzdem wird das Griffende noch zusätzlich mit der Bronze-Mutter verschraubt.
Das fertige Messer 🙂
Detail vom Griff.
Griff von der Schneidenseite her.