Ich kann es noch immer nicht fassen, dass es wirklich geklappt hat, aber ich fange besser von vorne an….:
Hier in den schönen Forellengewässern Süddeutschlands gibt es wenig Hechte, kaum jemand beangelt sie gezielt. Da das Futterangebot aber sehr reichhaltig ist, wachsen sie zum Teil „unbemerkt“ zu kapitaler Größe heran. Irgendwie juckte es mich vorgestern, und ich schnappte mir nach Feierabend die 8er Fliegenrute und strippte einen Streamer von Christian Kuchelmeister am Dickicht entlang – plötzlich ein kurzer Anfasser, die Flanke eines kleinen Hechts blitzt auf, vielleicht 65cm, mehr nicht… aber immerhin! Der hätte mir schon gefallen…
Heute, nur einen Tag später versuche ich es erneut, aber der halbstarke Hecht lässt sich nicht mehr blicken. Etwa 100 Meter weiter werfe ich sehr nah an das überhängende Gebüsch, und schon beim ersten Zupfer mit dem Streamer löst sich unter dem Gehölz ein groooooßer Schatten. Das ist nicht der Hecht von gestern, das ist seine MUTTI!
Halleluja was für ein Fisch, ich zittere vor Aufregung, der Hecht schwebt in Zeitlupe hinter dem Streamer her…
… ich führe den Streamer etwas nach rechts und nach links, setze ihn kurz am Boden ab, und beim Anheben HAUCHT der Hecht den Streamer ein, ANSCHLAG, und es passiert erstmal NICHTS! Der Hecht hat noch nicht kapiert was da grade passiert ist, mir ist aber klar dass ich nur noch Sekunden habe bis er lostobt. Mit hektischen Blicken kontrolliere ich kurz meine Position, wo sind Hindernisse, wo Äste im Wasser… liegt die Schnur sauber in den Ringen? Und WOAAAAM rauscht der Hecht mit heftigen Kopfschlägen in Richtung Unterholz.
„Entweder er hängt, oder er hängt nicht“, denke ich, denn auf mein Gerät kann ich vertrauen, erst vorhin habe ich ein neues 50er Monovorfach angeknotet, und davor etwa 40cm 1×1 Titan, das muss halten. Also einfach sanfte Gewalt anwenden und dagegenhalten. Der Hecht macht kehrt…
Ich versuche, den Hecht etwas von den Büschen wegzudirigieren. Er macht mehrere brachiale Fluchtversuche, schüttelt sich in allen Richtungen, aber die Fliegenrute fängt das sauber ab. Mit der Spinnrute wäre das schwieriger gewesen! Nach einigen Minuten wird der Hecht langsamer. Ich springe ins Wasser, klappe den Kescher aus und kann ihn Kopf voran in den viel zu kleinen Kescher bugsieren! Gut, dass der so stabil ist.
ERLEICHTERUNG! Das Maßband zeigt 102cm, damit ist das mein ERSTER Meterhecht, während ich letztes Jahr ja bei 99cm stehen geblieben war! Ich bin völlig im Glück, wer hätte gedacht, dass ich den Meter mit der Fliegenrute knacke!?