Vor vier Jahren hatte ich mit der Spinnrute meine erste und bislang einzige Marmorata-Forelle gefangen. Mit 67cm ein Fisch, der nicht so schnell zu übertreffen ist, das war klar. Aber würde ich es inzwischen auch mit der Fliegenrute schaffen, eine der sagenumwobenen Marmoratas zu überlisten?

Am Freitag startete ich in aller Herrgottsfrüh Richtung Süden… Sonnenaufgang am Arlbergpass… Kaffee im Inntal… kaum Autos auf den Straßen… eine schöne Fahrt, das muss man sagen! Und so stand ich dann um 10 Uhr bereits am Mazziniplatz in Bozen, um mit meinen schweizer Freunden drei Tage lang die Flüsse um Bozen herum zu befischen. Im Angelladen „FischerKG“ empfahl uns Christian die Gewässer Eggentaler Bach, Eisack und Passer…. und so starteten wir noch am gleichen Tag hoffnungsvoll ans Wasser.

EGGENTALER BACH

Pietro und ich fischten uns von der Mündung in den Eisack aufwärts, während Remo und Reto weiter ins Eggental hochfuhren. Der Bach überraschte uns erst einmal, weil er relativ wenig Wasser führte. Dass hier große Fische vorkommen sollen, schien uns ziemlich unglaubwürdig… Das Wasser war megaklar, die Strömung stark, und die Pools und Läufe extrem kurz… das machte die Sache nicht leicht, und wir wünschten uns schon bald eine kurze 3er oder 4er Bachrute… die wir aber nicht dabei hatten.

Obwohl ich stellenweise die komplette Nymphenbox durchfischte, blieben größere Fänge aus.
Richtung Schlucht wurde das Wasser schneller und tiefer. Hier muss es auch Große geben!
Eine ca. 25er Rainbow biss auf eine einfach Pheasanttail-Nymphe.

Wir fingen hier und da eine kleine Forelle. Mein größter Fisch war eine Regenbogenforelle mit etwa 25cm, ich hatte auch einige Anfasser und Aussteiger von Bachforellen ähnlicher Größe. Wir sahen tatsächlich auch zwei Forellen im Bereich 40+, die träge am Grund lagen, und sich von keinem Köder verführen ließen. Irgendwie wurde ich aber das Gefühl nicht los, dass das hier eher ein Gewässer für Tenkara war, und man sich die Fliegenrolle eigentlich sparen könnte.

Weiter bachaufwärts verengt sich das Eggental zu einer Schlucht, hier hab es dann wirklich tiefe Pools zwischen gewaltigen Felsblöcken, in denen sicher die eine oder andere kapitale Forelle lauert. Trotz viel Ausdauer und häufigem Köderwechsel konnte ich keinen größeren Fisch landen. Eine Forelle mit gut 25cm, es könnte eine Marmorata gewesen sein, stieg mir im Drill aus. Ebenso mehrere kleine Bachforellen. Alles in allem hat der Eggentaler Bach sicher Potential, aber wir hatten an diesem Tag kein Glück. Und wahrscheinlich waren wir vom frühen Aufstehen und der langen Fahrt dann doch etwas erschöpfter als wir es uns eingestehen wollten…

EISACK

Tag 2 ging es an den Eisack, ein herrlicher Fluss, wunderbar blaugrünes Wasser, ein Hotspot nach dem anderen… aber die Angelei war auch hier erst einmal zäh, und es war einiges an Kletterei gefragt. Ich wagte sogar, den Fluss zu durchwaten, quasi „hopping“ von Kehrwasser zu Kehrwasser… in diesem Fluss will man nicht stürzen, die großen Felsblöcke lassen einen ahnen, welche Kraft das Wasser hier hat!

Einen Nachläufer oder Anfasser gabs hier und da, aber an all den wunderschönen Stellen, die so sehr nach Fisch aussahen, rührte sich nichts. Highlight des Morgens war Remos 46er Regenbogenforelle, die einen gewaltigen Kampf hinlegte. Unermüdlich hatte er immer wieder die gleiche Stelle angeworfen… „Da muss doch was gehen….“ FISH ON! Die Rute verneigte sich fast zum Halbkreis, die Forellen im Eisack haben deutlich mehr Kraft als Fische ähnlicher Größe bei uns zu Hause!!!! Auch wir anderen fingen unsere Fische, aber unser Zielfisch, die Marmorata, machte sich rar.

Nach einer längeren Mittagspause wechselten wir den Spot und am Nachmittag lief es nun deutlich besser!

Ein Kehrwasser oberhalb einer Stromschnelle sah vielversprechend aus. Ich warf schräg stromab und mendete mehrfach. Als der Streamer ins Kehrwasser kam, gab es einen gewaltigen Biss, und ich glaubte, die ersehnte Marmorata am Haken zu haben. Der Drill war ein Kraftakt, und ich war froh dass ich bei der Vorfachstärke nicht gespart hatte, denn die Forelle wollte die Stromschnellen hinab… „Entweder sie hängt gut, oder ich habe Pech gehabt…“ sagte ich mir, und hielt sie gegen die Strömung oberhalb der Stromschnelle… „wenn sie dort runtergeht, ist sie weg“…. Am Ende war es dann „nur“ eine Bachforelle, aber mit 42cm und einem makellosen Körperbau war sie ein absolut herrlicher Fisch, und ich wäre schon absolut zufrieden gewesen… aber es kam noch besser. Ich fischte mich stromab, und quasi in jedem Kehrwasser kam ein Biss, von denen ich zwar einige nicht verwehrten konnte, es machte die Sache aber sehr kurzweilig. Ich konnte noch eine traumhaft schön gezeichnete, reine Marmorata landen, sowie mehrere kleinere Forellen, die möglicherweise Bachforellen-Marmorata-Hybriden waren. Ich werde Christian im Angelladen mal Fotos schicken, das interessiert mich!

Reto füllte sich leider noch seine Wathose mit eisigem Wasser, und musste vor Kälte zitternd irgendwann den Kampf aufgeben… aber fischmäßig waren wir mit dem Tag am Eisack mehr als zufrieden, jeder hatte am Ende eine Marmorata gefangen… Mission erfüllt!

PASSER

Da es am Sonntag Mittag wieder zurückgehen sollte, starteten wir früh morgens an die Passer bei Meran. Ich fischte die strömungsärmeren Randbereiche ab, denn die Passer ist auf großen Teilen kanalartig in ein Bett eingezwängt und fließt trotz Störsteinen usw. sehr schnell. In einem renaturierten, aufgeweiteten Bereich verzweigt sich die Passer dann in viele Seitenarme, und hier erlebte ich eine fantastische Fischerei! In jedem Lauf stand mindestens ein Fisch, und ständig gab es Bisse! Die Passer hat mir extrem gut gefallen, da würde ich sofort wieder hingehen, leider musste ich gegen Mittag dann die Heimreise antreten und konnte nicht bis in die Abendstunden fischen, wo es sicher nochmal spannend geworden wäre, und auch die Großen gebissen hätten! Begeistert war ich auch von den großen Steinfliegenlarven, die unter fast jedem Stein zu finden waren… so große Nymphen habe ich bislang nicht in meiner Box! Beim nächsten Mal würde ich definitiv ein paar „dicke Brummer“ einpacken.

Insgesamt ist eine der Schwierigkeiten, an allen Gewässern die wir befischten, dass man mit relativ schweren Streamern oder Nymphen fischen muss. Dies wiederum heißt, dass man schwere Ruten braucht (eine 6er ist da nicht verkehrt), und auch beim Drill einer großen Forelle, wie meiner 42er Bachforelle war ich froh an der schweren Rute. Kleine Forellen werden dadurch aber schlecht abgefedert und katapultieren sich gerne den schweren Tungstenkopf wieder aus dem Maul heraus… Denn insbesondere bei den Marmoratas war ich überrascht wie dynamisch diese Forellen kämpfen, das hat mehr von einer Rainbow als von einer Bachforelle!