Die Bachforellen im Osten Frankreichs sind eigentümlich gezeichnet. Ihre Flanken sind gebändert weshalb sie auch den Spitznamen „Tigre du Jura“ tragen. In den Flüssen Doubs und Loue, an Strecken die schon von Fliegenfischerlegenden wie Charles Ritz befischt wurden, sind sie zu Hause.

Im Sommerurlaub an der Loue war deshalb auch klar, was meine Freizeitbeschäftigung werden würde: der Versuch, einen der berühmten Tiger zu fangen. Die Vorfreude war groß!

Doch die Vorfreude wich schnell der Ernüchterung: Am Unterlauf, wo wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten, war die Loue zwar ein wunderschöner Fluss mit Kiesbänken, tiefen Rinnen und überhängenden Büschen, aber das Wasser lud eher zum Baden als zum Angeln ein, viele Weißfische waren zu sehen, und so richtig wollte ich nicht daran glauben, dass ich hier einen „Tiger“ finden würde. Die ersten Tage des Urlaubs genoß ich also das süße Leben mit allem was Frankreich zu bieten hat.

Meine Frau schaute mich aber mit wachsender Sorge an, irgendwas schien nicht normal und so überkam sie der Satz, den ich wahrscheinlich noch nie aus ihrem Munde gehört hatte: „Willst du nicht mal ein bisschen Angeln gehen, Schatz?“…. Ähm pardon, Madame? Echt jetzt?…

Also schnappte ich mir die Fliegenrute und fischte fleissig und systematisch verdächtige Stellen mit Nymphen und Streamern ab. Action brachte das durchaus, wunderbare Döbel und Barben und sogar meine allererste Nase mit genau 50cm! Die hatte sich deutlich platschend immer wieder bemerkbar gemacht und ich dachte an einen großen Döbel, den ich mit meinem Lieblings-Döbel-und-Barsch-Streamer anwarf. WUMMS, bog sich die Rute und ich staunte nicht schlecht als ich eine Nase erkannte, die sich meinen Streamer voll reingepfiffen hatte!

Die Angelei an der Loue blieb aber weißfischlastig. Ich vertrieb mir zwischendurch die Zeit auch am Kanal und am Etang, aber selbst den Raubfischen war es wohl zu warm. Bis auf einen Minibarsch und ein paar Nachläufer war alles in Hitzestarre.

Also an die Bäche? Die Cuissance, ein Zufluss der Loue, hat eine wunderschöne Struktur und auch die Wassertemperatur fühlte sich besser an.  Der Pegel war jedoch niedrig, die Landwirtschaft entnimmt leider sehr viel Wasser aus diesem früher angeblich einmal sehr guten Forellenbach.

Ausgerechnet an dem Spot, der mir am ehesten aussichtsreich schien, standen dann aber plötzlich zwei Angler mit Stippruten und einem großen grünen Regenfass und füllten dieses mit kleinen Weissfischen. Die Franzosen sind manchmal schon ein bisschen krass für meinen Geschmack…

Dennoch versuchte ich, an der Cuissance tiefe Gumpen und Unterstände zu finden, und dort hinzugehen wo vielleicht sonst niemand fischte, in der Hoffnung auf den sagenumwobenen „Tigre du Jura“. Ich wühlte mich tief in den Dschungel der Uferböschung, der hier wirklich äußerst garstig ist. Irgendwann als ich mal wieder zwischen Dornengestrüpp, Kletten und Brombeeren eingekeilt war, die Arme verkratzt und am Rande der Erschöpfung, kam mir ein Spruch in den Sinn, den mal irgendein Leistungssportler im TV gesagt hatte:

„Sport ist, da hinzugehen, wo es wehtut.“

Das hier war also definitiv Sport! Wer wäre so bekloppt, das aus reinem Vergnügen zu machen?

Wenige Minuten später hatte ich plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen, zwei Meter tiefer fingen mich die Brombeeren im Fall und gruben mir ihre Dornen in die Haut, ich schaukelte in der unterspülten Uferböschung wie eine Marionette. Wieder Schmerzen, Sport, super Sache! Ich ließ meine Angel fallen und versuchte mich aus den Dornenfesseln zu befreien. Und schon ging es den verbleibenden Meter abwärts, diesmal landete ich auf altem Holz und Steinen, immerhin war ich jetzt unten. Forellen gab es aber auch hier keine.

Zurück am Auto merkte ich, dass ich in dem Getümmel meine Kamera verloren hatte… also nochmal die ganze Strecke. Manchmal wäre man doch besser zu Hause geblieben.

Aber zumindest war mir jetzt klar:

Hier, im Bas-Jura, war mit einer Bachforelle nicht zu rechnen. Der Sommer zu trocken, das Wasser zu warm… und die besten Jahre dieser Bäche vielleicht auch einfach vorbei.

Wo müsste man hingehen um möglichst kaltes, schnelles Wasser und gesunde Forellenbestände zu finden? STROMAUF! …und zwar möglichst weit! Zur Quelle!

Von zweiten Teil meiner Ferien im Jura berichte ich im nächsten Teil, der in Kürze folgen wird.