…diese Zeilen von Hermann Hesse kamen mir unmittelbar in den Sinn, als ich die Quelle der Loue vor mir sah. Die Größe der Höhle, aus der die Loue über mehrere Kaskaden herabstürzt, kann man auf einem Foto nicht auffangen, es ist absolut atemberaubend! Noch selten hat mich ein Naturphänomen so beeindruckt!

Tief unten im Tal fließt die Loue, die in der Felswand am Ende der Schlucht entspringt.
Suchbild: die Zebraforellen sind hervorragend getarnt. Hier ein Bild aus der Ortsmitte von Vuillafans.

Das Wasser ist hier klar und kalt, und die Loue schlängelt sich auf ihren ersten Kilometern durch eine enge Schlucht von unbeschreiblicher Schönheit. Kaum zu glauben, dass dies der gleiche Fluss ist, wie ich ihn weiter stromab kennengelernt hatte, wo er gemächlich dahinfließt und Döbel, Barben und Nasen die Oberhand haben. Schon in Ornans und Vuillafans, wo wir auf unserer Fahrt zu Quelle kurz Rast gemacht hatten, waren zahlreiche Äschen und Forellen zu sehen gewesen. Hier hatte ich den Fluss gefunden, den ich gesucht hatte! Hier war die Loue ein Forellengewässer vom feinsten! Einige der ALLERfeinsten Gewässerabschnitte sind aber leider in privater Hand, so auch die Strecke in der Ortsmitte von Vuillafans, wo ich Forellen mit deutlich über 40cm stehen sah.

Dennoch kann man einige schöne Strecken fischen, und ich entschied mich für die „Gorges de Nouailles“, die Schlucht direkt unterhalb der Quelle. Die Schlucht ist bis zu 350 Meter tief und kein leichtes Terrain. Meine Hoffnung war, dass wenige Angler die Mühsal auf sich nehmen würden, und dass ich hier meinen „Tigre du Jura“, eine der gebänderten Forellen, fangen könnte (wird auch „Zebraforelle“ genannt). Ein Gewässer hat so kurz nach der Quelle aber sehr wenige Nährstoffe und ist sehr kalt, und in einem so engen Tal fällt nicht viel Sonnenlicht auf das Wasser, um etwas zur Produktivität beizutragen. Gab es hier überhaupt Fische? Dennoch, die grandiose Landschaft war mir sicher und eine Forelle wäre schlicht das Sahnehäubchen. Ich versuchte meine Erwartungen im Zaum zu halten, um nicht enttäuscht zu werden.

Da ich bei meiner Abreise zu Hause nicht damit gerechnet hatte, einen Gebirgsbach zu fischen, war mein Tackle etwas überdimensioniert, aber es ging. Ich setzte auf beschwerte Nymphen, um in den schnellen Zügen und den Gumpen etwas auf Tiefe zu kommen. Und es funktionierte! Auch wenn ich im schnellen Wasser so manchen Biss versemmelte und mir der eine oder andere Fisch ausstieg, zitterten meine Hände vor Freude, als ich die erste kleine Forelle im Kescher hatte! Und es folgten weitere!

Tatsächlich war die die Durchschnittsgröße eher „handlang“, aber auch mehrere schöne Forellen bis gut 30cm konnte ich überlisten. Dabei war ich sehr überrascht von der Kampfkraft dieser Fische!

Völlig in der Konzentration versunken musste ich einmal überrascht aufblicken, als ich nach dem Keschern Applaus hörte und feststellte, dass ich von einer Gruppe Wanderer weiter oben im Hang beobachtet worden war, die sich mit mir über den Fang freuten! Etwas peinlich berührt lächtelte ich ihnen zu, winkte, und ballte die Faust zum Triumph. Die Zeit verging wie im Flug, und ich musste mich doch sehr zwingen, das Angeln irgendwann zu beenden und mich wieder auf den Weg zu machen. Die Fahrt hinauf zur Quelle hatte sich absolut gelohnt, der Anfang des Flusses wurde zum glücklichen Ende meiner Suche nach den sagenumwobenen Forellen des Jura.