Am Montag ging ich etwas früher aus dem Büro, weil ich am Sonntag hatte arbeiten müssen. Die Sonne schien, es war mild, ich schnappte mir die Angel und ab gings ans Wasser. Es biss immer mal wieder was Kleines, aber so richtig übermütig waren die Forellen auch an diesem Tag noch nicht. In einer absolut unspektakulären Außenkurve machte ich ein paar weite Würfe stromab… und noch einer… und noch ein wenig mehr Richtung Prallhang, und….
BOOM-SHAKALAK!!!
…schlug ein mächtiger Fisch auf meinen Wooly Bugger ein. Nach einigen Kopfstößen zog er stromauf parallel zu mir, und beim Einstrippen fühlte sich das an als hing da ein Baumstamm an der Angel – der Fisch dachte nicht daran, irgendwie auf meine „Zügel“ zu reagieren. Mir dämmerte, dass das etwas seeehr Großes sein musste… der Fisch schoss an mir vorbei und die Leine straffte sich. Ich spürte wie er immer höher kam, und plötzlich durchbrach der die Wasseroberfläche! Mir blieb das Herz stehen, eine riesige Regenbogenforelle, der Fisch meines Lebens? DEJA VU!
Vorgeschichte: Vor etwa anderthalb Jahren war ich mit meinem Vater beim Fischen an eben diesem Bach, etwa einen Kilometer weiter stromauf. Ich sah einen großen Fisch steigen und warf ihn ohne groß nachzudenken mit der Spinnrute an, und hatte plötzlich den Fisch meines bisherigen Anglerlebens am Haken. Der Fisch machte mehrere Fluchten und riss mir die Schnur von der Rolle, die Bremse surrte, und mein Vater (der inzwischen dazugekommen war) murmelte nur ein wenig beruhigendes „Oje was für ein riesen Fisch… der ist noch lange nicht im Kescher… ob du den rauskriegst? ojeee, omeingott, jessas, was für ein Oschi… wie willst du den bloss rauskriegen?“ Die Forelle versuchte in die Botanik zu flüchten, ich gab etwas Druck auf die Schnur, der Fisch stieg und mit zwei Kopfstößen in der Luft riss das Vorfach… ich ließ mich ins Gras fallen, Schüttelfrost, den Tränen nah. Mein Vater meinte nur „Haja, so ist das halt, jetzt schwimmt er wieder“, drehte sich um und fing wieder an zu fischen. Ich musste mein Vorfach beim Lösen eines anderen Fischs beschädigt haben, das 0.28er Stroft GTM hätte halten müssten.
Ich ging mindestens zwei Wochen fast täglich die Strecke ab und schaute ob der Fisch irgendwo zu sehen war, ich fühlte bei meinen Angelkameraden vorsichtig vor, ob jemand etwas Außergewöhnliches gefangen hatte… nichts!
ABER JETZT! Das musste eben diese Forelle sein, von der ich schon nicht mehr geglaubt hatte, dass es sie noch gab. Oder ihr Zwillingsbruder. Aber dass hier ein zweiter Fisch von diesem Kaliber war, erscheint mir auch jetzt noch unmöglich. Diesmal musste es doch klappen… ich war inzwischen erfahrener, die 5er Fliegenrute deutlich vorteilhafter im Drill, aber das Vorfach war nur ein 0.17er FC, der Haken widerhakenlos. Ich rutschte das Ufer hinunter, stellte mich ins flache Wasser, sodass ich die Rute flacher halten konnte und so weitere Sprünge verhindern konnte. Die Forelle kämpfte mit allen Tricks, zog mit unbändiger Kraft immer wieder ab, schüttelte sich und drehte sich in allen Richtungen um die eigene Achse. Auch den fiesen „Rückwärtsgang mit seitlichem Kopfschlagen“ hatte sie drauf… ich versuchte mich immer wieder selbst zu beruhigen, und mir die Zeit zu nehmen, den Fisch müde zu drillen. Aber würde der Haken nicht irgendwann ausschlitzen? Wie gut hing sie? Meine Rutenhand zitterte vor Adrenalin, das mit dem beruhigen wollte nicht so recht gelingen… ein erster Versuch zu Keschern… MIT DIESEM KLEINEN WATKESCHER? Ich versuchte sie von der Kopfseite her in den Kescher zu lotsen, sie zog wieder ab, wieder bange Sekunden bis zum zweiten Versuch. Und der gelang!
So fühlt sich das also an, wenn man den Fisch seines Lebens im Kescher hat! Ich konnte es selbst nicht glauben, schaute nochmal hin, war sie wirklich drin? JAAAAAAA…. auf dem Weg zurück musste ich sie immer wieder auslegen, anschauen, ein wunderbarer Fang! Und an diesen Tag werde ich mich noch lange erinnern.