Nachdem ich von meiner Grippe wieder vollständig genesen war, ging es endlich wieder einen Tag ans Wasser – diesmal an den Oberlauf des Neckars bei Starzach-Börstingen/Sulzau.

Diese etwa 10km lange Strecke am Oberen Neckar liegt grob gesagt zwischen Horb und Rottenburg, inmitten eines wunderschönen Tals im Muschelkalk. Es ist eine Flyonly-Strecke an der auch Streamer nicht erlaubt sind. Ich hatte durchaus etwas Respekt, denn wenn man an einer unbekannten Strecke (insbesondere an größeren Flüssen) kapitale Fische fangen will, ist es mit Streamer oftmals deutlich einfacher das Gewässer zu „sondieren“… die Fische zeigen sich dabei als Nachläufer und man kann ihnen dann gezielter nachstellen.

Am Wasser angekommen war ich aber sehr zuversichtlich – denn der Neckar ähnelte hier in vielen Details meinen bekannten Gewässern, und war auch eher ein größerer Bach als der Fluss, den ich einige hundert Kilometer stromab kennengelernt habe. Tiefe, Breite, Fließgeschwindigkeit, Uferbewuchs, das alles kam mir sehr vertraut vor. Und da sich zunächst noch keine Oberflächenaktivität feststellen ließ, setzte ich auf meine bewährten Nymphen (Goldkopf-Red-Tag, Pheasanttail, Hares-Ear), mit denen ich die Rinnen und Gumpen abfischte.

Den Eindruck, in völliger Einsamkeit und Idylle zu fischen zerstörten nur einzelne Golfbälle im Wasser, die vom nahe gelegenen Golfplatz stammten. … ob ich hier besser mit Helm fischen sollte? Glücklicherweise beherrschten die Golfer an diesem Tag ihr Handwerk und kein Ball kam mir zu nahe 😉

Erfolgreich mit Nymphe

Die erste Forelle ließ dann auch keine 10 Minuten auf sich warten… zunächst eine kleinere… aber das bestärkte meine Zuversicht, dass ich mit meinen Nymphen nicht völlig daneben lag… Und dann kam es beinahe Schlag auf Schlag! Noch nie habe ich an einer Gaststrecke so viele große Fische fangen können: eine 56cm Bachforelle bei der die Waage im McLean-Kescher stolze 5 lbs anzeigte, war eines der Highlights! Ein absolut makelloser Fisch in bester Kondition! Und das auf eine winzige Nymphe!

Mittags-Schlupf

Gegen Mittag begann ein Schlupf einer großen Eintagsfliege, die im Prinzip eine kleinere Maifliege hätte sein können – wenn nicht schon Mitte Juli wäre? Wahrscheinlich irgendeine andere Ephemera, aber die Fische stiegen nur sehr unregelmäßig und ganz sporadisch einmal hier und da. Mein innerer Fischradar schlug aber irgendwann aus, und aus diesem untrüglichen Bauchgefühl heraus knüpfte ich vor einer kleinen Rausche eine CDC Rehhaar Dun ans Vorfach.

Schon bei der zweiten oder dritten Drift, FLOP, buckelte ein Fisch, ich hob die Rute und es riss mir die Schnur nur so aus der Hand! Nach einem sehr intensiven Drill mit kräftigen Fluchten lag wiederum eine bildschöne Bachforelle mit 50cm im Kescher… ich konnte mein Glück kaum glauben!

Kraftpaket zum Abschluss

Die Stunden vergingen wie im Flug und ich merkte kaum, dass immer wieder ein heftiger Gewitterschauer über mich hinwegzog. Am Ende beschloss ich, noch einen Versuch auf Barbe zu wagen, und ich fischte ausdauern eine Stelle ab, an der ich sie hatte immer wieder aufflanken sehen. Wieder wechselte ich alle paar Minuten die Nymphe… mit den Barben hab ich das perfekte „Rezept“ noch nicht so recht gefunden… aber dann klappte es doch noch. Eine gewaltige Barbe hatte eine kleine braune Nymphe mit Tungstenkopf genommen und pflügte nun wie ein Torpedo durch den Gumpen! Eine beeindruckende Kraft haben diese Fische! Nicht die Dynamik einer Forelle oder Äsche, aber einfach eine brutale Kraft… der Haken saß aber gut, und ich konnte diese Barbe mit 67cm sauber in den Kescher lotsen.

Die Fakten in Kürze

Ein wunderschön gelegenes Gewässer mit gut lesbarer Struktur und einem fantastischen Fischbestand. Die gut 10km lange Strecke ist weit mehr, als sich an einem Tag fischen lässt. So etwas ist in Deutschland absolut die Ausnahme und es ist umso schöner, dass sich die Pächter entschlossen haben, auch Karten an Gäste auszugeben. Nähere Infos zur Kartenausgabe, weitere Bilder etc. gibt es im Internet auf http://www.fischen-schloss-weitenburg.de/.