Eines der schönsten Erlebnisse in diesem Jahr, war meine erste Begegnung mit großen Steinfliegen! In den Gewässern meiner Heimat gibt es diese leider nicht, und so hatte ich bislang nur in Südtirol einmal große Steinfliegennymphen gesehen, und mir eine trockene Hülle mit nach Hause genommen. Diese Nymphenhülle ziert in Harz eingegossen meinen Schreibtisch…. Wundervolle Insekten!

Vorfreude

Patrick hatte mir immer wieder erzählt, dass Steinfliegen in der Wutach in großer Zahl vorkommen und die Forellen zu manchen Zeiten dort gerne danach steigen (entgegen so mancher Lehrmeinung). Ich malte mir aus, wie herrlich es sein musste, an diesem Wildfluss zu stehen, fernab von Dörfern und Straßen, und mit riesigen Trockenfliegen auf bunte Schwarzwaldforellen zu fischen…

Als dann irgendwann im Mai eine SMS kam, ob ich nicht Zeit und Lust hätte an die Wutach mitzukommen, zögerte ich keine Sekunde! Aber klar doch! Nymphen waren schnell gebunden, aber mit was imitiere ich eine Steinfliege auf dem Wasser? Foam-Fliegen à la Chernobyl-Ant, wie sie gerne als Steinfliegenimitation gebunden werden, mag ich nicht. Ohne besonderen Grund hab ich irgendwie eine Abneigung gegen Trockenfliegen, die komplett aus Plastik bestehen…. Am Bindestock zunächst noch etwas ratlos, versuchte ich es mit viel braunem CDC, etwas Hirschhaar und einer Hahnenhechel auf einem großen Haken… das Ergebnis lag hervorragend auf dem Wasser, hatte eine diffuse Silhouette und ließ sich auch mit dünnen Vorfächern an der 4er Rute gut werfen, ich war zufrieden.

Reich gedeckter Tisch

Bereits am Wanderparkplatz an der Wutach begrüßte uns eine Steinfliege! Ich sprang ihr sofort mit der Kamera hinterher, völlig fasziniert und berauscht von diesem „Erstkontakt“. Es sollte nicht die letzte Steinfliege bleiben, auf Grasbüscheln und Steinen am Ufer saßen sie zum Teil in regelrechten Bündeln!

Tatsächlich waren es nicht die einzigen Insekten, die unterwegs waren… es waren Schwärme von Cherry Spinnern über dem Wasser, und auch andere Eintagsfliegen in allen Farben und Größen, dazu Käfer und kleinste Mücken. Der Tisch ist reich gedeckt zu dieser Jahreszeit, selbst einzelne Maifliegen ließen sich bereits blicken.

Mit Federbüschel auf starke Forellen

Die Forellen verschmähten unsere XXL-Trockenfliegen jedoch nicht, und es war wirklich ein Schauspiel wenn dieses Riesenfederknäul in einem Forellenmaul verschwand. Mehrfach verpennte ich den Anhieb oder konnte ich die Schnurspannung nicht aufrechterhalten. Die Wutachforellen sind kräftig und machen einem mit vielen Richtungswechseln im schnellen Wasser das Leben nicht gerade leicht.

Wir hatten uns schon eine ganze Weile stromauf gefischt. Auf einer etwas schneller fließenden, relativ geraden Strecke sorgte rechts am Ufer ein großer Ast für ein kleines Kehrwasser in dem immer wieder ein kleiner Ring zu sehen war. Ich fischte weiter links und sah nur im Augenwinkel wie Patrick das Kehrwasser von schräg hinten anwarf, die Fliege auf ihn zudriftete… erst kurz vor seinen Füßen verschwand sie FLOP… Patrick hob die Rute, und ich hörte nur ein „Oaaaaahhhh“, sah wie sich eine massive +50er Forelle an der Oberfläche wälzte, um dann mit Urgewalt Richtung Unterholz loszuschießen… Patrick versuchte zu folgen, den Fisch vom Gehölz fernzuhalten… und ZACK! war sie weg… Patrick schaute kurz etwas schockiert und ungläubig, gefolgt von einigen heftigen Worten des Ungemachs…. das wäre es gewesen! Was für ein Fisch!

Mit etwas Abstand muss man sagen, dass es natürlich genau solche Momente sind, die die Spannung beim Fliegenfischen ausmachen, manchmal bleibt der Fisch am Ende Sieger, und nicht selten sind es die Großen!

Patrick mit einer guten 40+ Wutach-Forelle.

Auch ich verlor mehrere Fische um die 40 Zentimeter, die ich im Kescher gerne einmal näher betrachtet hätte – aber hin und wieder klappte es dann doch mit einem Fisch, nicht außergewöhnlich groß, aber außergewöhnlich schön! …es war ein wahres XXL-Trockenfliegen-Fest!

An manchen Stellen wäre ich ohne Patricks Vorwärtsdrang nicht weitergekommen, stünde dort wahrscheinlich noch heute, weil mich eine Forelle in den Wahnsinn trieb. Diese Spannung, die schöne Landschaft, die bunten Forellen, machten die Sache zu einem unvergesslichen Erlebnis!

Erst als die Dunkelheit über das Tal hereinbrach, und man kaum noch sehen konnte wo die Fliege landete, beendeten wir den Angeltag…