Die Idee, ein Klappmesser dieser Bauart zu machen, ist schon mehr als 10 Jahre alt. Damals entdeckte ich einen Laguiole-Bausatz auf einem Flohmarkt und war erstaunt, wie einfach dieses Messer von technischer Seite her ist. Und da mein Vater diese Art von Messer sammelt, entstand der Gedanke ihm ein solches Messer zum Geburtstag zu schenken.

Der Bausatz kam mir in den Jahren danach immer wieder in die Finger, aber inbesondere bzgl. der Rückenfeder war ich unsicher: weder gefiel mir die Feder im Bausatz, noch traute ich mir zu, eine solche Feder selbst zu machen…. nun, die Jahre vergingen, und als ich dann einmal wieder Material bei meinem Stahlhändler bestellte, setzte ich einfach eine Platte Federstahl mit drauf… und so ging es dann im Winter 2020/21 los – es war Corona-bedingt ja ohnehin nicht viel mit der Freizeit anzufangen.

Also zeichnete ich einen Entwurf – wobei klar war, dass ich statt Messing wie immer Bronze nehmen wollte. Und da mein Vater gerne Forellen angelt, sollte das irgendwie mit einfließen. In der Entwurfsphase war ich mir noch nicht ganz sicher, welche Holz ich für den Griff nehmen sollte, und so vertagte ich die Entscheidung. Oft ist es bei Damastklingen schöner, ein schlichtes Holz zu nehmen, und so war einer der Favoriten Ebenholz (was es später dann auch werden sollte).

Kinge

Die Klinge stellte ich aus Torsionsdamast her. Ein „Päckchen“ aus zwei verschiedenen Stahlsorten (90MnCrV8 und 75Ni8) wurde im Kohlefeuer verschweisst, einmal gedoppelt und dann verdreht. Das Ganze dann flachgeschmiedet und daraus eine Klinge geschliffen.

Feder

Um die Feder herzustellen, war einiges Ausprobieren nötig. Ein Stück Federstahl wurde im vorderen Bereich breitgeschmiedet um aus dieser Fläche dann die Forelle herauszufeilen, die statt der klassischen „Biene“ oder „Fliege“ das Messer zieren sollte. Das Feilen der Forelle nahm weitaus mehr Zeit in Anspruch als ich erwartet hatte, ich saß mehrere Tage abends für mehrere Stunden in der Werkstatt – es machte aber unheimlich Spass, so konzentriert an etwas so Feinem zu arbeiten, das hatte fast etwas von Goldschmieden.

Griff

Die beiden Hälften fertigte ich aus massiver Bronze (CuSn8). Bei den originalen Laguiole-Messern besteht der Griff aus mehreren Blechen die vernietet werden, das ist in der Fertigung sehr viel einfacher und damit kostengünstiger. Wenn man so etwas selbst macht, hat man aber die Chance zum Optimieren!

Was das Holz angeht, hatte ich im Vorfeld noch etwas herumüberlegt. Es sollte in jedem Fall etwas Dichtes, Pflegeleichtes sein, weshalb ich Nussbaum und Mooreiche verwarf. Am Ende gefiel mir das schlichte Ebenholz am Besten, während Schlagenholz und Wüsteneisenholz fast zu aufgeregt wirkten.

Mit Bronzestiften wurden die Griffschalen aufgenietet. Die Achse für die Klinge machte ich aus einem hoch chromhaltigen, martensitischen Stahl (440B bzw. 1.4112) um eine möglichst hohe Härte mit Korrosionsbeständigkeit an dieser Stelle zu erzielen – die Achse ist ja im Innern des Messer nicht mehr erreichbar, und eine gute Pflege damit schwierig. Während man also eine Klinge durch gute Pflege problemlos rostfrei halten kann, ist dies bei der Achse nicht möglich, hier ist ein korrosionsbeständiger Stahl ausnahmsweise einmal angebracht!

Fertig!

Nach dem Polieren war es dann endlich geschafft! Ein Messerprojekt, das ich so schnell nicht vergessen werde. Noch nie habe ich so viele Arbeitsstunden in ein Messer investiert, ausprobiert, geflucht, Pausen zum Nachdenken eingelegt weil ich manchmal unsicher war wie der nächste Schritt aussehen sollte. Viel dabei gelernt, und hinterher ist es dann eigentlich ganz einfach gewesen, aber die eine oder andere Perle Angstschweiss habe ich schon vergossen, weil es mehrere Momente gab, wo ich nur einen Versuch hatte und jeder Hammerschlag oder Feilenhieb alles hätte zerstören können. Am Ende bin ich sehr zufrieden, es ist ein wirklich schönes Ergebnis geworden.