Samstag
Am Samstag empfing uns der Melchsee mit eisigem Schneesturm. Nach einem anstrengenden Marsch mit Schneeschuhen und vollem Gepäck, Eisbohrer und Schaufeln auf den Schultern und dem verzweifelten Versuch, sich in der konturlosen Schneewüste zu orientieren hatten wir endlich eine Stelle gefunden die uns geeignet schien. Wir gruben uns also durch den Tiefschnee und bohrten ein Eisloch, um wenige Minuten später festzustellen, dass hier nix beisst. Also 20 Meter weitergehen, und nochmal das Ganze. Zweimal bohrte ich auf Grund, was besonders frustrierend war, weil ich dann umsonst gebohrt hatte.
Die Stimmung stieg erst, als Matze den ersten Saibling aus dem Loch zog, und in Sekundenschnelle biss es plötzlich bei einigen anderen von uns, als wäre hier plötzlich ein Schwarm Fische unter uns durchgezogen.
Räffu hatte das Glück, mit einem Kunstköder den größten Namaycush rauszukitzeln: Ein feister Brocken mit 48 Zentimetern und sicher gut über einem Kilo. Auch bei mir rappelte es kurze Zeit später und als ich den schönen Namy schon an der Oberfläche hatte, löste sich plötzlich der Haken und er tauchte ab. Die anderen riefen lautstark “Nein”… und “Ohh”….
Ohne nachzudenken warf ich die Angel in den Schnee und mit einem Hechtsprung streckte ich den Arm bis zur Schulter in das Eisloch.
Ich bekam den Namy grade noch so an der Schwanzwurzel zu fassen, holte ihn vorsichtig aus dem Loch, und als ich ihn mit einem trockenen “hab ihn” in den Schnee warf, brachen die anderen in schallendes Gelächter aus! Mein Samstag war gerettet! Der Namaycush hatte 45 Zentimeter und war wie Räffus Kanadier wohl genährt. Ein herrlicher Fisch, und am Melchsee kein alltäglicher Fang, hier zählt jeder Fisch!
Im weiteren Tagesverlauf wurde es dann wieder zäh aber mit hartem Einsatz und durch das Bohren von -zig Löchern, hatten wir am Abend immerhin 5 Fische gefangen! Meinen größten Respekt an Nici und Räffu die mit Kunstködern jeweils sehr schöne Fische überlisten konnten, ich selbst fischte diesmal fast ausschließlich mit Köderfisch am Tiroler System.
Sonntag
Am Sonntag ging es an den Tannsee. Über Nacht hatte es geschneit, aber das Wetter war deutlich besser, wenn auch kälter, als am Samstag. Mittags kam sogar einmal die Sonne heraus und gab den Blick auf ein wunderschönes Bergpanorama frei.
Während wir im letzten Jahr noch sehr gut am Tannsee gefangen hatten, ging dieses Jahr zunächst einmal nichts… Remo und Micha konnten einzelne Fische fangen, aber wir fanden keinen echten Hotspot.
Als ich dann bereits am mindestens achten Loch stand und mir wiedermal öffentlich selbst Mut zusprach indem ich halb ironisch sagte, dass ich dieses Jahr nur einen Fisch fangen werde, dafür aber einen großen, passierte es: Ein heftiger Wiederstand, Anschlag, ich kurbelte aber die Bremse rasselte durch!? Was war los? Hatte sich der Fisch irgendwo verhängt? Ich stellte die Bremse nach, und kurbelte gegen einen ordentlichen Druck nach oben. Als im Eisloch dann ein riesiger Kopf eines Namaycushs auftauchte, schoß das Adrenalin ein! WAS FÜR EIN BROCKEN! Ich wagte nicht, ihn an der Schnur herauszuziehen, bückte mich schnell und hob ihn am Kiemendeckel heraus… ERLEICHTERUNG! Meine Hände zitterten! Das war der größte Namy den ich bislang mit eigenen Augen gesehen hatte! Das Maßband zeigte 59,5 Zentimeter, ein richtig guter Fisch und wahrscheinlich der größte, der in dieser Saison hier gefangen worden war. Der restliche Tag war Kür… ich konnte noch einen weiteren Namy mit 42 Zentimetern drauflegen und war glücklich!