So langsam zehrt die Pandemie an meinen Kräften… seit November war ich nicht mehr fischen, und so richtig Lust hatte ich bislang auch gar nicht.
Die Highlights, auf die ich eigentlich hin gefiebert hatte, konnten nicht stattfinden, bzw. fanden ohne mich statt… Huchenfischen in Slowenien, Eisfischen in der Schweiz, das wäre eigentlich der Plan gewesen. Dazwischen hätte ich hier und da etwas Hechtfischen an der Donau eingestreut, und im Februar oder März ein Trip mit meinem Bruder… hätte, wäre, könnte mich in den… so hatte ich dann bislang wenig Lust und Kraft, mich zu einer Hecht-Session zu motivieren. Abends in die Werkstatt, mein Schneckenhaus, Radio an und Augen zu.
Aber der viele Schnee der hier gerade liegt, löste dann doch etwas Angelsehnsucht in mir aus… und als ich heute Mittag dann früher Feierabend machen konnte, war klar dass es an die Donau geht! Gestern Abend hatte ich noch einen schwarzen Streamer gebunden, voller Vorfreude.
Und das Angelfieber ist wieder da… kaum dass ich am frühen Nachmittag mit Wathose im Auto sitze ist Corona irgendwie vergessen. „Kannst du noch einen kleinen Umweg fahren und was für mich einwerfen?“ NEIN! Ich muss los, na gut, aber ungern… Aufregung und Herzrasen bis zum ersten Wurf…. Die Ruhe am Wasser, der Blick in den glasklaren Fluss… endlich!
Nach ein paar Übungswürfen gehe ich am Ufer entlang, fische an einer eisfreien Stelle ein paar Minuten, gehe weiter und MIR BLEIBT DAS HERZ STEHEN mit einem spontanen Drang mich zu Boden zu werfen (dem ich aber widerstehe) ! Nah am Ufer, keine zehn Meter entfernt zwischen zwei Bäumen, steht er bzw. sie… ein Meterhecht in bester Kondition, ein Wahnsinnsfisch!
Es ist unglaublich wie der Puls binnen Sekundenbruchteilen völlig durch die Decke gehen kann, Adrenalin sei Dank. Glücklicherweise kenne ich mich inzwischen seit ein paar Jahren… also erstmal durchatmen, einen Schritt zurück, warten bis der Puls wieder ruhiger ist, und überlegen von wo ich den Hecht anwerfen kann.
Ich gehe einen großen Bogen und versuche es von oben her, aber das Eis am Rand und der überhängende Baum machen es aussichtslos die Stelle direkt anzuwerfen – und der Hecht lässt sich nicht locken, er bewegt sich keinen Zentimeter. Es hilft also nichts: seitlich durch den Tiefschnee robbend bringe ich mich so in Position, dass ich liegend den schmalen Spalt anwerfen kann, der zwischen den Bäumen vorhanden ist. Der erste Wurf bleibt auf dem Eis liegen, aber der zweite passt…
Ich zupfe den Streamer uuultralaaaangsam auf mich zu, und sehe dass der Hecht beginnt mit den Flossen zu wedeln – er hat Interesse! Mein Streamer ist inzwischen bei einer Eisscholle angelangt, unter der ich ihn hindurchzupfe, der Hecht folgt immer schneller… und INHALIERT den Streamer ein. Ich setze den Anschlag und der Hecht zieht mit Urgewalt sofort ins Tiefe. Weil ich nur noch wenige Meter Schnur draußen habe, will ich nicht zuviel Druck machen, den Hecht erstmal auf die Rolle kriegen ohne dass er springt… ich halte aber durchaus dagegen und gebe die Schnur nicht kampflos aus der Hand. Der Hecht ist unfassbar kräftig… er zieht nochmals heftig ab, und ich stolperte irgendwie zwischen Eisschollen am Rand hinterher…
Und dann fühlt es sich plötzlich komisch an… er schlägt noch ein paarmal mit dem Kopf, aber ich merke, dass die Schnur irgendwo hängt. Der Hecht muss unter einem Baum am Grund durchgeschwommen sein, die Schnur im Baum verhakt… und der Hecht schüttelt den widerhakenlosen Streamer einfach ab…………. In so einem Moment wechseln sich Frust, Ungläubigkeit und Selbstzweifel fleißig ab, man will ins Wasser springen, dem Hecht hinterherschreien „Das gilt doch nicht, das ist doch nicht fair!“
Ich muss abreissen, es hilft nichts, Hecht weg, Streamer weg, Vorfach weg. Und die gute Laune weg. Ich fische noch zwei Stunden weiter, bis die Sonne untergeht und es kalt wird, aber ein weiterer Hecht lässt sich nicht blicken. Als ich nach Hause fahre kommt mir ein Auto entgegen, und ich sehe, dass die Fahrerin einen Mundschutz trägt. Da fällt mir ein: DA WAR DOCH WAS! Und ich grinse in mich hinein, denn der Hecht hat mich die Krise völlig vergessen lassen, da sei es ihm gegönnt dass er diesmal gewonnen hat. Aber wir werden uns wiedersehen, ich bin jetzt wieder da!