Die Suche nach den legendären „gestreiften Bachforellen“ des französischen Jura hatte mich letztes Jahr bis an die Quelle der Loue geführt.
Nachdem wir auch dieses Jahr wieder unseren Urlaub in der Region Franche-Comté verbringen wollten, recherchierte ich im Winter viel über diese Forellen und suchte Kontakt zu einheimischen Fischern, in der Hoffnung ein paar Gewässertipps zu bekommen.
Von Sébastian bekam ich den Hinweis, es am Oberlauf der Cuisance zu versuchen, die ich bisher nur im Unterlauf kannte – wo sie mich absolut enttäuscht hatte. Eine neue Hoffnung keimte in mir auf, dass im Oberlauf wirklich ein guter Bachforellenbestand vorhanden sein könnte, und ich bildete mir ein, dass ich dann mehr Erfolg haben würde… endlich im Urlaub angekommen, erwartete ich mit Vorfreude den Tag, an dem mir meine Holde grünes Licht gab, diesen Flussabschnitt zu erkunden.
Ein Traum von einem Bach
Und tatsächlich, die Cuisance sah hier oben deutlich mehr nach Forellengewässer aus als die „Döbelgrütze“ kurz vor der Mündung in die Loue (man verzeihe mir diese Formulierung, in dem noch die Emotionen eines unsagbar heißen, dornengespickt-schmerzhaften, mit beinahe-Verlust von Kamera und Rutenspitze garnierten, erfolglosen Angeltags im letzten Jahr mitschwingen) . Das Wasser war hier kühl, klar, mit tiefen Gumpen und schnellen Rauschen. Der Kalkstein im Untergrund bildet im Bachbett zum Teil regelrechte „Riffe“, und durch den sandigen Grund und die bläuliche Färbung sah das wirklich manchmal nach Meerwasser aus. Auch waren viele kleine Fische zu sehen. Ein Traum von einem Bach!
Einfach zu Fischen war dieser Flussabschnitt jedoch nicht. Die sehr tiefen Gumpen und der starke Uferbewuchs machten das Vorwärtskommen sehr kräftezehrend. Am Ufer warteten mit Stacheldraht gesicherte Weiden, die dann häufig von neugierigen Rindern bewacht wurden.
Und die Forellen?
Jaaaaaa…. hin und wieder sah ich eine getigerte Forelle weghuschen. Extrem scheu, extrem gut getarnt und leider extrem wählerisch!
Hatte ich mir eingebildet, es würde leichter werden da ich jetzt ja schon „Erfahrung“ mit diesen Forellen hatte? Weit gefehlt!
Streamer, Nymphe, Trockenfliege… ich servierte ihnen alles, ohne Erfolg! Der Blick unter einige Steine machte mich auch nicht schlauer: Hier gab es alles was ich auch von zu Hause kannte, insbesondere viele verschiedene Köcherfliegenlarven, aber auch Eintagsfliegenlarven, Steinklammerer… also sollten die „üblichen“ Muster doch funktionieren? Ich fischte innerhalb von 8 Stunden viele Spots ab: Unterlauf, Oberlauf, sogar innerorts. Ein Strömer und ein Anfasser einer Forelle auf Nymphe war die ganze Ausbeute des Tages.
Was ich letztes Jahr schon ahnte, bestätigte sich erneut: Ich kenne KEINE Forellen, die schwieriger zu überlisten sind, als diese gestreiften Zicken des Juras!
Am Abend saß ich grübelnd bei einer Flasche Wein, und überlegte was ich noch an Optionen hatte?
Alle Muster, Farben und Präsentationstechniken hatte ich schon ausprobiert… Mir fiel am Ende nur eine Variante ein: kleiner, feiner.
Also wurde zwei Tage später die 3er Rute aufgetakelt und die kleinste und unscheinbarste Nymphe die ich hatte ans Vorfach gebunden. Und plötzlich liefs! Vielleicht lags auch am Wetter, an der Tageszeit oder der Mondphase… beim Angeln kann man sich ja nie 100% sicher sein, aber es war schon erstaunlich, dass ich nun in der halben Stunde die ich zur Verfügung hatte während der Rest der Familie auf dem Markt war, gleich zwei Fische fing, und einer davon war wirklich herrlich:
Eine getigerte Juraforelle wie aus dem Bilderbuch! Geschätzt knapp 40cm lang, wohlgenährt und makellos, sehr dynamisch und natürlich mit den dunklen Querbändern, die so charakteristisch sind. Natürlich ließ ich diese Forelle nach einem kurzen Foto wieder schwimmen und sie schoss sofort wieder zurück in ihren Gumpen.
Sicher war das nicht der letzte Versuch, diese Fische haben es mir angetan, vielleicht auch WEIL es so schwierig ist. Und ich habe eine neue kleine Hoffnung, dass ich JETZT endlich weiss wie ich sie kriege 😉