Das Warten hat ein Ende! Wie jedes Jahr kann ich es kaum erwarten, bis die Forellensaison beginnt. Und obwohl ich weiss, dass es keinen Sinn macht, sich in der Eiseskälte der frühen Morgenstunden ans Wasser zu stellen, muss ich los! Rute und Rolle am Vortag montiert, den Rucksack gepackt, die Wathose und diverse Lagen Wollklamotten liegen bereit… das sind sowas wie Frühlingsgefühle, Vorfreude wie beim Kindergeburtstag, Forellenfieber!

Und dann ist es soweit! Im Sonnenaufgang stehe ich am Wasser, es ist bitterkalt. Nebenschwaden steigen vom Wasser auf, denn das Wasser ist wärmer als die Luft, es hat deutlich unter Null! Dementsprechend frieren die Rutenringe schnell zu, und natürlich beisst nichts! Im kalten Wasser haben die Forellen den Stoffwechsel runtergefahren, sie fressen kurz und versuchen den Energieaufwand beim Jagen gering zu halten. Ein erster Biss hängt nicht – auch das ein übliches Phänomen im Frühjahr, die Forellen beissen sehr vorsichtig und hängen allenfalls knapp, manchmal schnappen sie auch nur kurz den Schwanz den Streamers.

Ja, Streamer! Ich bin kein Purist, der nur mit Trockenfliege fischt. Im Gegenteil, ich fische im Frühjahr sehr gerne mit Streamer. Im Sommer kommen dann die Trockenfliegen dran, und im Herbst fische ich am Liebsten mit der Nymphe. Jede Jahreszeit hat ihren Reiz: Im Frühjahr beisst es meistens schlecht, aber wenn es dann doch klappt, sind es nicht selten die ganz großen Forellen, die eben doch hin und wieder eine Portion fressen müssen um ihren Astralkörper in Schuss zu halten. Ausser dem einen Biss, bringt dieser erste Morgen am Bach sonst nur kalte Füße und das Verlangen nach einer schönen Tasse warmen Kaffee.

Am Mittag wird es wärmer, zumindest in der Sonne. Der Wind ist immernoch kalt aber erste Nachläufer zeigen mir, dass etwas Aktivität aufkommt. Und kurze Zeit später kommt dann auch der erste Biss – ganz sachte, kein Rupfer sondern eher ein sanfter Widerstand der auch gut ein Grundkontakt hätte sein können. Fisch! Forelle! Und was für ein herrliches Tier! Nicht ganz 50cm sagt mein Maßband, ein hervorragender Saisonsstart! Den restlichen Tag bin ich im Glück, die Götter waren mir wieder einmal gnädig.

Am Abend klappt es dann nochmals mit einer Großen, deren Zeichnung eher an einen Leopard erinnert. Ein unglaublich gut gebauter Fisch, mit einem mächtigen Rücken und einem großen Maul. Das Angeljahr hat begonnen, und es könnte kaum schöner sein!