Das letzte Mal, dass ich an diesem schönen Bächlein im Schwarzwald fischte, ist schon viele Jahre her. Die Gelegenheit ergab sich, als mich ein paar meiner Schweizer Freunde besuchen kamen und wir im Vorfeld nach einem Gewässer suchten, an dem wir gemeinsam fischen konnten… „Ich hätte eine Idee, aber es ist ein Bergbach, das ist für euch vielleicht etwas langweilig„, schrieb ich in unsere Whatsapp-Gruppe. „Bergbäche sind immer gut„, kam die Antwort, und irgendwie stimmt das natürlich auch! Mit Rolf, Andreas und Dani habe ich in den letzten Jahren schon den einen oder anderen Bach erwandert. Dabei musste ich immer wieder feststellen, dass die Bergbäche zwar keine Riesen beherbergen, aber der Fischbestand aufgrund des schwierigen Zugangs in aller Regel recht gut ist.
Den Bach hier im Schwarzwald hatte ich in dieser Hinsicht ebenfalls in sehr guter Erinnerung, aber es wäre nicht das erste Gewässer, dass sich in den letzten Jahren dramatisch zum Negativen verändert hat. Und früher hatte ich hier noch mit der Spinnrute gefischt… Würden die Fische ebenso gut wie in den Alpen auf Trockenfliege reagieren?
Wir trafen uns am frühen Mittag und schon am Parkplatz begegnete uns eine große Steinfliege mit einem dicken Ei-Ballen am Hinterteil. Dieses Stadium der Steinfliegen ist gewissermaßen der ideale Zeitpunkt, um eine richtig dicke Fliege ans Vorfach zu binden. Wenn die Steinfliegen bei der Eiablage auf die Wasseroberfläche tippen, bleibt gelegentlich die eine oder andere im Wasser liegen. Die Forellen steigen dann nach diesen Brummern, während sie sich den Rest des Jahres eher für die Larven interessieren, die im schnellfließenden Wasser unter den Steinen leben.
Steinfliegen fanszinieren mich unglaublich! Sie haben nicht die Eleganz einer Maifliege, sondern eher die brachiale Schönheit eines Tyrannosaurus Rex. Schon als Larve sehen sie faszinierend aus: Der Chitin-Panzer wirkt bei den großen Arten fast wie aus Porzellan. Das ausgewachsene Insekt dagegen hat etwas von einem Reptil mit den Flügeln einer Fledermaus – wie ein Flugsaurier… Ich knüpfte eine Stimulator-Fliege ans Vorfach – das sieht zwar nur sehr begrenzt einer Steinfliege ähnlich, aber sie schwimmt im schnellen Wasser sehr gut, und die Größe der Fliege und die Hecheln scheinen Forellen zum Anbiss zu locken. Schon an anderen Steinfliegen-Gewässern hatte die Stimulator funktioniert.
…und so war es dann auch hier! Über die Bissfrequenz konnten wir uns wirklich nicht beschweren, wobei man sagen muss, dass alle größeren Muster irgendwie funktionierten. Die Bachforellen im Schwarzwald sind dabei jedesmal aufs Neue eine Augenweide – die roten Punkte, der goldene Bauch… gibt es einen schöneren Fisch? Wobei man zur Ehrenrettung der Regenbogenforellen sagen muss, dass auch diese Fische im Schwarzwald deutlich schöner sind, als sonstirgendwo. Anscheinend funktioniert hier die Naturverlaichung der Regenbogenforelle, sodass die Fische den Körperbau und die Kraft eines Wildfisches haben.
Große Forellen im schnellen Wasser zu drillen, erwies sich als absolute Herausforderung. Die Fische in den Bergbächen der Schweiz sind meist deutlich kleiner als hier im Schwarzwald, und sind entsprechend leichter zu bändigen – insofern war das schon etwas gewöhnungsbedürftig. Mehrere schöne Forellen verabschiedeten sich im Drill, sie wussten genau wo ein Ast oder ein Stein Schutz bieten konnte, und sobald der Druck in der Schnur weg war, hängten sie sich aus und verschwanden auf Nimmerwiedersehen. Aber wir hatten einen riesen Spaß, es wurde einfach nicht langweilig!
Als Dankeschön bekam ich von den Jungs am Ende ein dickes Buch über die „Steinfliegen der Schweiz“ geschenkt, mit persönlicher Widmung… dass ich in dieser Hinsicht einen kleinen Knall habe, haben sie wohl schnell gemerkt… aber ich freue mich tatsächlich riesig über dieses fantastische Buch! Wenn ich mir nur noch besser merken könnte, was ich da lese 😉