…ja, „Sonntagsfischer“ hat etwas Abwertendes, aber momentan entspricht das leider am ehesten meinem Angelrhythmus. Auch wenn ich gerne öfter gehen würde – ich schaffe ich es einfach nicht ans Wasser:
Arbeit, Garten, Fussball, Werkstatt… irgendwas ist immer. Und zuletzt war auch das Wetter noch richtig garstig, unser Bach trüb und hoch, und so richtig lockte mich das dann auch nicht…
Aber Sonntags war dann doch jeweils etwas Zeit zum Fischen. Wenn der Bach trüb und hoch daherkommt, macht es meist wenig Sinn, mitten in der Strömung oder in den Gumpen zu fischen. Ohne eine Ahnung von der Gewässertiefe fischt man mit Nymphen da wortwörtlich im Trüben, und an der Oberfläche ließen sich bislang auch keine Fische sehen.
Interessanter sind unter diesen Bedingungen die Kehrwasser und unterspülten Ufer, denn dahin ziehen sich die Fische meistens zurück. Mit Streamern kriegt man sie da gelegentlich aus der Reserve gelockt… ich nenne das den „Home-Invader“-Effekt, in Anlehnung an einen Streamer gleichen Namens. Dieser Streamer, den ich in meinen ersten Jahren mit der Fliegenrute gelegentlich gebunden habe, soll die Forellen dazu animieren, den vermeintlichen Eindringling wegzubeissen der in ihren Standplatz eindringt. Der Streamer ist zu diesem Zweck recht groß und funktioniert auch wunderbar – ich habe ihn aber schnell wieder aus meinem Arsenal entfernt, weil er meiner Meinung nach trocken besser aussieht als nass, meist falschherum schwimmt und hässlich zu werfen ist. Die Taktik funktioniert aber auch mit jedem anderen Streamer, man darf ihn nur nicht schnell und hektisch führen, sondern sollte ihn eher langsam „dead driften“.
Mit einem kleinen unbeschwerten Streamer machte ich beim sonntäglichen Fischen dann auch sehr gute Erfahrungen, Forellen mit über 50cm waren schon dabei, und mehrere knapp darunter, ein wirklich hervorragender Start in die Saison. Der Streamer den ich bei dieser Gelegenheit gerne benutze wird von den Skandinaviern als „Sandstorm“ bezeichnet – und im Internet finden sich mehrere Bindevideos. Im Prinzip ist es nichts anderes als ein einfaches Baitfish-Schema aus braunem Kunstfell, ähnliche Muster binden viele Fliegenbinder.
Interessant war noch, dass einige Fische Kopfverletzungen hatten. Ich konnte mir keinen so richtigen Reim drauf machen, vom Laichgeschäft konnte es nicht sein, da wäre die Position der Verletzung sehr seltsam gewesen. Mein Freund und Fischerei-Biologe Nicola hatte die wahrscheinlichste Erklärung dafür: Bei hoher Wasserführung drücken sich die Fische zum Teil so vehement in ihre Unterstände um Strömung, Treibgut und der Sedimentfracht auszuweichen, dass sie sich dabei am Kopf die Haut abschaben. Das Ganze verheilt meist wieder, sieht aber erst einmal unschön aus. Rechts bzw. unten ein Bild dazu:
Und heute waren dann auch schon eine Menge „Markusfliegen“, aka „Bibios“ zu sehen. Letztes Jahr fiel diese Fischerei ja völlig aus, keine einzige Bibio hatte sich letztes Jahr blicken lassen. Nun schwärmen sie aber schon recht zahlreich! Ich bin gespannt ob das in den nächsten Tagen mal ein wenig Oberflächen-Action gibt… da muss ich dann vielleicht auch mal an einem anderen Tag als Sonntag losziehen. Wobei der Montag morgen ja eigentlich auch ein Sonntag ist – schließlich ist Feiertag. Und wenn Richtung Sommer dann abends wieder lang hell ist, werde ich hoffentlich auch wieder öfter am Wasser sein können. Denn nichts ist schöner als der Abendsprung am Ende eines warmen Sommertages…