Die Blau zur Maifliegenzeit… hatte ich schon lange auf meiner Liste. Andere Fliegenfischer hatten mich darauf vorbereitet, dass es zäh sein könnte, die Fische einiges gewohnt und eine unauffällige Präsentation und eine vorsichtige Annährung absolut essentiell. Aber als Fischer muss man Optimist sein und so hoffte ich auf einen guten Schlupf und auf meine selbstgebundenen Fliegen.

Als ich mit meinen beiden Freunden Andreas und Martin am späten Vormittag am Wasser ankam, war von Maifliegen noch wenig zu sehen, aber einzelne Fische stiegen bereits nach kleinerem Getier. Der erste Wurf brachte gleich eine Bachforelle von knapp 30cm und wir durften vorsichtig optimistisch sein, dass der Tag nicht langweilig werden würde.

Der zweite Fisch war eine Regenbogenforelle, die die Latte mit 40+ schon etwas höher legte… sie schraubte sich aus dem Wasser und kämpfte mit einer Dynamik wie es eben nur Regenbögler machen. Ein wunderbarer Fisch! …und die Maifliegen begannen, sich immer häufiger zu zeigen.

Bald waren wir alle drei „entschneidert“, jeder hatte sich an einem Spot festgebissen, die Fische stiegen aber machten es einem nicht ganz leicht. Tatsächlich waren Bogenwürfe das Mittel der Wahl: Die Forellen durften nur die Fliege als erstes sehen, kamen Schnur und das Vorfach ins Sichtfeld, straften sie unsere Fliegen mit Missachtung. Bei den Regenbogenforellen zeigte sich, dass ein leichtes Anzupfen der Fliege den Biss auslösen konnte, offenbar mochten es die Amerikaner in der Blau etwas deftiger.

So verging der Tag wie im Flug, aber das Beste kommt ja manchmal erst am Schluss…. ein absolutes Zwischenhoch bescherte mir eine Bachforelle, die wie eine Erdbeere so dermaßen mit roten Flecken übersäht war, wie ich es noch nie gesehen hatte. Andreas und ich schüttelten den Kopf voller Bewunderung für diesen unfassbar schönen Fisch!

Irgendwann in den frühen Abendstunden gipfelte der Maifliegenschlupf: überall im Wasser ein Platschen und Schmatzen, ich stand umschwärmt von Maifliegen am Ufer, völlig im Rausch des Fliegenfischens, Ring neben Ring im Wasser, und natürlich völlig im Glück…

„bitte bitte schöne Lau, lass diesen Tag nie enden…“

Ich hatte sicher irgendwas um die 15 oder 20 Fische gefangen, einer schöner als der andere, und mir wurde klar, dass es jeden Moment vorbei sein konnte. Ein Schlupf endet manchmal so abrupt als hätte jemand den Schalter umgelegt. Auf dem Höhepunkt der Fischaktivität ist man oft so gebannt, dass man kaum vom Fleck kommt. Man steht an einem Spot und wirft links und rechts und kurz und lang und Bogenwurf und Parachute und und und…. und dann ZACK, der Schock, alles vorbei.

Mitten in der heißen Phase des Schlupfes wurde mir bewusst: Wenn du noch was richtig großes fangen willst, dann musst du los, JETZT ist der Moment wo auch die ganz Kapitalen an der Oberfläche sind, also reiss dich los, und SUCHE!

Und das tat ich dann auch… aber den Ring einer großen Forelle von dem einer mittelgroßen zu unterscheiden, ist nicht immer so leicht, insbesondere da jetzt etwas Wind aufgekommen war.

Ich warf einen Ring an… Fehlbiss… war aber nur ne Halbstarke…. noch ein Wurf… dieser Ring vielleicht? Oder dieser? Mit einem Doppelzug warf ich schräg stromab, dort war ein ungewöhnliches BLOP zu hören gewesen, und kurz nachdem die Fliege gelandet war und fast unmerklich von der Oberfläche verschwand, war da etwas anders am Ende der Rute!!!!!!!!! Die Kraft die dieser Fisch hatte ließ keinen Zweifel daran, dass er NICHT zu den Halbstarken gehörte. Er riss mir mehrfach Schnur von der Rolle, und die Tatsache dass ich schon bald erkannte, dass es eine Bachforelle war, ließ mein Adrenalin noch höher kochen. Als ich den Fisch endlich im Kescher hatte, hatte ich fast Tränen in den Augen. Das Maßband zeigte 58 Zentimeter, die Forelle war in hervorragender Verfassung, gut genährt und makellos. Auf Trockenfliege hatte ich eine solch kapitale Bachforelle noch nie fangen können… DEFINITIV ein absolutes Highlight dieses Jahr… das wird kaum zu überbieten sein!

Ich machte ein Foto mit Selbstauslöser und ging freudenstrahlend zu meinen Kollegen zurück, die weiter stromab fischten. Für mich war der Tag vorbei, der Höhepunkt erreicht, besser geht es einfach nicht! Danke, schöne Lau.