Die Maifliegenzeit begann für mich an Christi Himmelfahrt… da dieser Tag bei uns auch als „Vatertag“ gefeiert wird, ist es einer der wenigen Tage im Jahr, wo ich nicht erst diskutieren muss, ob ich noch etwas Fischen gehen kann. Wahrscheinlich ist meine Frau heilfroh, dass ich angeln gehe, statt ins Bierzelt wie so viele andere Väter.

Beim morgendlichen Gottesdienst im Freien saß dem Pfarrer dann auch tatsächlich eine Maifliege auf der Robe. Und obwohl ich „Ungläubiger“ nur gelegentlich aus Solidarität mit dem Rest der Familie zu solchen Veranstaltungen gehe, kam ich nicht umhin, das als ein göttliches Zeichen zu werten! Der Schlupf der Maifliege hat ja irgendwie auch etwas von einer „Himmelfahrt“… ich freute mich auf den Nachmittag, erfahrungsgemäß geht es mit dem Schlupf erst etwas später am Tag los.

Frohen Mutes schlenderte ich dann am Mittag den Bach entlang, genoss die Sonne (wenn sie denn herauskam) und beobachtete das Wasser. Hier und da kamen Maifliegen zum Vorschein, und einige Forellen hatten sich offenbar auch bereits darauf eingestellt. Ein wunderschöner Anblick, wenn eine Forelle in aller Ruhe von unten heranschwebt und ohne Hast die Fliege von der Oberfläche schlürft.

Ich konnte auch endlich einmal Aufnahmen von Maifliegen machen, wie sie gerade aus ihrer Nymphenhülle schlüpfen… ein Wunder der Natur, das mich immer wieder staunen lässt!

Aber wie bei den Menschen gibt es auch bei den Fischen offenbar verschiedene Charaktere. Manche waren etwas energischer unterwegs, nahmen die Fliegen sogar aus der Luft. Wieder andere schwammen ruhig aber in permanenter Bewegung den Bach auf und ab, patrollierten die Ränder und pflückten die Maifliegen aus der Ufervegetation.
Und wenn der Fisch etwas besser aussah, wagte ich auch ab und an einen Wurf. In der Maifliegenzeit macht es keinen Sinn, jeden Ring anzuwerfen: einerseits muss man nicht jeder untermaßigen Forelle einen Haken ins Maul ziehen, denn blöde Zufälle und unnötig tief geschluckte Fliegen gibt es leider auch, und solche Fische dann entnehmen zu müssen, ist äußerst schade. Andererseits hat man auch die Chance mit guter Beobachtung und etwas Ausdauer einen richtig großen Fisch auf Trockenfliege zu fangen.

Der Tag verging ohne Kapitale Fänge, aber schön wer es allemal und die Maifliegenzeit hatte ja gerade erst begonnen.

Seitdem war ich immer wieder ein paar Stunden am Wasser, mit dem bisherigen Höhepunkt am Samstag. Zum ersten Mal waren nun auch ein paar größere Fische zu sehen, an denen ich mir aber die Zähne ausbiss. Der eine Stand regungslos in einem Kehrwasser, und nur alle paar Minuten drehte er eine kurze Runde durchs Kraut. Das Wort „Fress-Starre“ kam mir da unmittelbar in den Sinn… der Fisch hatte sich wahrscheinlich an Nymphen überfressen und verdaute nun gemütlich im ruhigen Wasser. Und wenn sie nicht wollen, dann wollen sie nicht.

Ein anderer großer Fisch fand dagegen überhaupt keine Ruhe, er schwamm immer wieder stromauf und stromab, verschwand in der Tiefe und kam wieder an anderer Stelle zum Vorschein. Wenn ich ihm die Maifliege in den Weg servierte, interessierte es ihn nicht.

Als schon das Abendlicht die Schatten in die Länge zog, sah ich beim Zurücklaufen dann doch noch eine Maifliege in einem großen Schwall verschwinden. Bereits beim ersten Wurf nahm die Forelle meine Maifliege und bot mir den bisherigen Drill des Jahres! Was für ein gewaltiger Fisch! Wie ein Hecht zog die Forelle mit Macht mehrfach Richtung Unterholz, aber der Haken saß gut und das Vorfach hielt. Noch nie habe ich eine so wohlgenährte Bachforelle gefangen, ein Traumfisch!