Berge lösen Glücksgefühle in mir aus. Und dabei kann ich gar nicht genau sagen, was es ist… wahrscheinlich eine Mischung aus all den schönen Eindrücken und der Anstrengung im steilen Gelände, was irgendwie die Alltagssorgen verdrängt.
Leicht erschöpft auf einer Bergwiese Rast zu machen und Käse und Brot zu vespern, die man in der Sennerei im Tal gekauft hat, lässt mich immer wieder denken, dass ich jetzt gerne auf „Pause“ drücken würde. Schöner geht es einfach nicht. Der Bach, der über Kiesbänke und abgerundete Felsblöcke vorbeiplätschert trägt ebenfalls zur Stimmung bei, und der Blick auf die schroffen Bergspitzen, die zwischen Wolkenfetzen hervorblitzen…
Die Luft riecht sauber aber würzig, ein wenig nach Moor, ein wenig nach Fels, ein wenig nach den Kühen, die oberhalb am Hang weiden. Die Sonne hat Kraft so weit oben, aber im Schatten ist es immer kühl. Dieser Wechsel aus warm und kalt jagt einem ab und zu eine Gänsehaut über den Arm.
Es ist auch relativ ruhig, man hört Insekten summen, Kuhglocken läuten, den Bach rauschen. Aber es gibt wenig menschengemachten Lärm. In dieser Umgebung dann sogar noch fischen zu können, gehört zum Schönsten, was man bei uns in Mitteleuropa erleben kann.
Und kürzlich hatte ich wieder diese wunderbare Chance, als mich meine „Grönländer“ Lucas und Nici in die Schweiz einluden. Die beiden kennen die Berge und die Gewässer des Berner Oberlands ganz hervorragend und ein paar davon wollten wir an diesem Wochenende befischen.
Zum ersten Mal nutzte ich übrigens die Bahn, um in die Schweiz zu kommen und muss sagen, ich bin begeistert! Trotz teilweise nur 5 Minuten Zeit zum Umsteigen, erwischte ich alle Anschlüsse und war am Ende wahrscheinlich sogar schneller am Ziel als wenn ich mit dem Auto gefahren wäre. Günstiger war es sowieso und weniger anstrengend. Also absolut empfehlenswert!
Am ersten Tag ging es an einen etwas größeren Bach, der eine sehr gute Forellenpopulation hat. Dass das nicht bedeutet, dass man auch viel fängt, wurde uns schnell bewusst. Wahrscheinlich war es für die Trockenfliege noch ein wenig kühl, aber für mich persönlich ist das in den Bergen trotzdem das Mittel der Wahl, weil es einfach eine herrliche Angelei ist.
Wir fischten uns durch enge Schluchten und schöne Pools weithinauf, und hier und da blieb auch mal ein Fisch hängen – die aber erwartungsgemäß nicht allzu groß waren. Den tatsächlich größten Fisch, den ich an diesem Tag zu sehen bekam, hatte ich leider nur eine Sekunde lang am Haken. Er kam in einem großen Pool unter einem Stein hervor und nahm meine Fliege in Zeitlupe. Dieser Fisch hätte vermutlich knapp 40 Zentimeter gehabt, für die Berge schon fast ein Riese! Es war ein wunderbarer Tag, der noch dadurch abgerundet wurde, dass wir in einem alten Schweizer Bauernhaus übernachten konnten – für einen Geschichts- und Architektur-Interessierten Menschen wie mich das Sahnehäubchen auf dem ganzen Trip.
Am zweiten Tag gings hoch hinaus, nahe der Baumgrenze konnten wir an einem schönen kleinen Bach auf Saiblinge fischen. Für mich eigentlich fast NOCH SCHÖNER als der Bach am ersten Tag, obwohl es irgendwie absurd ist, da eine Abstufung hineinbringen zu wollen. Lucas und Nici kennen diesen Bach sehr gut und konnten mir wertvolle Tipps geben, wo die guten Fische in der Regel standen. Weil der Bach relativ trüb war und ich Tiefe und Struktur des Bachs schlecht beurteilen konnte, war dieses Insiderwissen extrem hilfreich! Die Bisse auf Trockenfliege waren dann völlig irre. Man legte die Fliege meist irgendwo im Kehrwasser ab und aus dem Trüben schoben sich plötzlich wie eine Zange zwei Kiefer eines Saiblings hervor, die sich seelenruhig um die Fliege schlossen und verschwanden. Unter diesen Bedingungen nicht zu früh den Anhieb zu setzen brauchte eine ordentliche Portion Selbstbeherrschung.
Vielen Dank an Lucas und Nici für die Einladung, die Unterkunft und das leckere Essen! Es war ein absolut perfektes Wochenende an wunderschönen Gewässern mit einem hervorragenden Fischbestand und den besten Kameraden die man sich wünschen kann.
Hier noch einige Bilder von Tag 2: