Was zeigt man jemandem, der 3 Tage Zeit hat, die Gewässer der Schwäbischen Alb zu befischen?
Ein wenig unter Druck war ich ja schon… Irgendwann im Winter entstand die Idee, dass Dani und Rolf zum Beginn der Forellensaison einen Ausflug aus der Schweiz hier in die Gegend machen könnten. Im April ist in den Schweizer Bergen wegen des Schmelzwassers das Angeln noch zäh bis unmöglich, und neue Gewässer sind ja ohnehin immer spannend… Beide waren noch nie hier, und so sollte bei der Gewässerwahl einerseits etwas Vielfalt drin sein, andererseits natürlich auch Fisch gefangen werden, am besten mit der Fliegenrute.
Ich schlug vor, an den drei Tagen drei völlig verschiedene Gewässer zu befischen, die alle drei aber viel Potential haben… das erhöht einerseits die Chancen überhaupt etwas zu fangen, gibt andererseits aber vielleicht einen Eindruck, wie die Bandbreite der Gewässertypen hier ist… von langsam fließenden Flüssen mit Barben und Döbeln bis hin zu kleinen Forellenbächen… und so machten wir es dann auch.
Tag 1: DONAU
Die Donaustrecke „Käppeler Hof“ in Thiergarten ist vielseitig und schön, und weil die Hälfte der Strecke „flyonly“ ist, gibt es hier auch gute Fische.
Aber Donau ist Donau, in guten wie in schlechten Zeiten. Von Schneidertag bis +60er Bachforelle alles drin…
Der Tag war auch zum Warmwerden gedacht: werfen, plaudern und mit etwas Glück und Ausdauer ein guter Fisch. Mittags gings los, die Sonne schien, das Wasser nur noch leicht angetrübt und mit einem Pegelstand von knapp einem Meter (Pegel Beuron) eigentlich ideale Bedingungen.
…Wenn dieses Jahr nicht die Natur einfach zwei Wochen hinterher hinken würde! Um diese Zeit tragen die Buchen normalerweise schon zartes Grün, es blüht und summt überall und meine besten Fische habe ich häufig zu dieser Jahreszeit gefangen. Aber die Donau zeigte uns die kalte Schulter, bis auf einen Döbel war mau… wir sahen jedoch schöne Barben und Dani und Rolf auch eine große Regenbogenforelle jenseits der 50cm – aber die lange Winterpause, die mangelnde Übung mit der Flyrod und das plötzliche Adrenalin im Angesicht dieses Fisches machten die Wurfpräzision zunichte, der Fisch verschwand in einem tiefen Gumpen.
Tag 2: FORELLENBACH
Das Hotel in dem sich Dani und Rolf eingemietet hatten, verfügt über eine Privatstrecke an einem kleinen Forellenbach, dessen Namen ich hier nicht nennen möchte. Wir hatten den Bach zu dritt für uns allein, und wieder strahlte uns die Sonne am Morgen freundlich entgegen. Das Strahlen breitete sich schnell auch auf unsere Gesichter aus, denn schon nach kurzer Zeit war klar, dass die Beisslaune der Forellen hier deutlich besser war als am Tag zuvor! Mehrere Tage Sonnenschein am Stück hatten die Forellen geweckt, die nun offenbar ihre winterlich leeren Mägen zu füllen gedachten!
Jeder von uns hatte am Ende des Tages mindestens eine richtig kapitale Bachforelle gefangen. Die Fische waren wunderbar gefärbt, allesamt in bester Kondition, mit goldenem Bauch und leuchtend roten Punkten. Der Fischbestand ist hier wirklich ein Traum! Meine größte Forelle maß gut 55cm und die 5er Rute hatte gut zu tun um die Fluchten abzufangen. Und auch wenn ich bereits mehrfach in diesem Jahr das Glück hatte solch große Fische zu fangen, zittern mir doch immernoch ein wenig die Hände nach so einem Drill!
Ein fantastischer Tag, besser geht es nicht!
Tag 3: BLAU
Die Blau ist legendär, nicht nur wegen der Legenden um den Quelltopf und die kilometerlangen Höhlensysteme, die ihn speisen. Die Blau hat einen hervorragender Maifliegenschlupf Ende Mai/Anfang Juni, kapitale Fische und eine schöne Landschaft. Nicht selten wird sie als deutsches Äquivalent der englischen „chalk streams“ bezeichnet.
Ich selbst kannte die Blau zwar von vielen Spaziergängen, jedoch nicht mit der Angel! Meine Erwartungen waren hoch und so war ich erst einmal etwas „überrascht“, als sich auch nach einer geschlagenen Stunde erst ein einziger Nachläufer einer schönen Bachforelle gezeigt hatte. Den anderen ging es ähnlich, Rolf war der erste der irgendwann eine hübsche kleine Regenbogenforelle landete, vielleicht 15cm lang, tadellos, aber nicht wirklich der Fisch von dem man noch seinen Enkeln berichten wird…
Wir liefen die Strecke mehrfach ab, und entdeckten dabei einige Stellen, an denen kleine Forellen nach Insekten stiegen. Mit kleinen braunen Trockenfliegen fingen wie die eine oder andere… immerhin, die ersten Forellen auf Trockene in diesem Jahr, das hat was! Wiederum waren es kleine Regenbogenforellen, die fast aus Naturverlaichung stammen könnten, so schön waren sie.
Irgendwann während einer kurzen Pause machte ich dann wohl den entscheidenen Schritt, der den Tag am Ende noch rettete: ich verlängerte das Vorfach auf gut über 5 Meter! Ich hatte den Verdacht, dass die Forellen hier schlichtweg sehr viel schon gesehen hatten, und der torfige Boden eine unauffällige Annäherung ebenfalls schwierig machte. Also: längeres Vorfach und weitere Würfe! Und plötzlich rappelte es! Zuerste eine leider etwas häßliche, jedoch sehr starke Regenbogenforelle mit gut 50cm, und dann zwei große Bachforellen, von denen ich leider nur die kleinere Landen konnte. Dennoch, endlich ACTION!
So ging der Tag dann irgendwann zu ende. Ein paar mittlere Regenbogenforellen kamen noch dazu, aber wirklich spektakuläre Fänge blieben aus. Wahrscheinlich komme ich im Mai noch einmal her, ich bin gespannt wie es dann aussieht! Ich bin sicher, dass hier mehr gehen kann, wenn man die richtige Taktik findet und zur rechten Zeit am rechten Ort ist!
Fazit
Es waren drei hervorragende Tage, die wirklich kaum zu überbieten sind: fast ausschließlich schönes Wetter, ein paar wirklich gute Fische, eine tolle Gewässervielfalt und nicht zuletzt zwei sehr angenehme Mitangler! Danke an Rolf und Dani für die gute Zeit, euren klasse Humor, und dass ihr immer bereitwillig Fotos gemacht habt. Ihr seid jederzeit wieder willkommen!