Die Maifliege zieht viele Fischer jedes Jahr in ihren Bann… Trockenfliegen, große Forellen. Eigentlich schnell erklärt? Weit gefehlt!

Es gibt noch mehr zu erzählen über die Maifliege! Die erste „Danica“, die bei uns meistens irgendwann Mitte Mai im Garten landet, produziert gleich einen ganzen Familienauflauf. Alle wollen sie sehen, und auch diejenigen, die keine Fischer sind, müssen bewundernd zugeben, dass sie ein wirklich schönes Insekt ist. Maifliegen sind so groß, dass man im Flug meinen könnte, einen Schmetterling vor sich zu haben – ihre Größe erleichtert das Beobachten, das Bewundern, und reduziert vielleicht auch den „Krabbeltier-Faktor“ bei Nicht-Fliegenfischern. Nachdem ich dieses Jahr die erste Maifliege auf einem Rosenstrauch im Garten meiner Eltern gesehen hatte, begann das Warten.

Das Warten

Tag für Tag wurden es ein paar Maifliegen mehr, die Fische stellten sich darauf ein, und es war eine Frage der Zeit, bis auch die großen Forellen an der Oberfläche sein würden. Die großen Fische kommen spät und gehen schnell, diese kurze Phase gilt es zu treffen! Aber wann würde der große Moment kommen?

Das stabile Wetter in der zweiten Maihälfte machte es ungleich schwerer als sonst, abzuschätzen, wann der große Schlupf kommen würde. Welche Anzeichen konnte man einbeziehen? Wie weit war die Vegetation? Wie war es an anderen Gewässern? War dieses Jahr alles etwas früher als sonst? Würde ich im richtigen Moment am Wasser sein? Familie, Arbeit und Maifliegen unter „einen Hut“ zu kriegen, kann eine Herausforderung sein. In den letzten Jahren war es oft ein Gewitter oder ein abrupter Wetterwechsel gewesen, und damit vorhersehbarer. Ich erinnere mich an Tage, wo ich mit dem Auto im Gewitter ans Wasser fuhr, der Scheibenwischer schob die Maifliegen hin und her, so dicht schwärmten sie… und obwohl es nicht die beste Idee ist, im Gewitter zu angeln… der Magie der Maifliegen konnte ich mich nicht entziehen.

Metamorphose

Die schlüpfenden Maifliegen ließen mich auch dieses Jahr wieder bewundernd innehalten, sodass ich häufig sogar die Angel weglegte und die Kamera zückte. Es ist für mich immernoch ein Wunder, wie die fliegenden Insekten innerhalb weniger Sekunden aus einer schwimmenden Larve schlüpfen. Bei Schmetterlingspuppen ist das mit der Metamorphose in einem starren Kokon ja noch irgendwie vorstellbar. Aber die Metamorphose in einem schwimmenden, grabenden, fressenden und unter Wasser atmenden Tier? Absolut magisch!

Abendstimmung am Bach

Traumfische!

Bei trockenem, klarem Wetter gab es in diesem Jahr nur kurze Phasen, in denen die Forellen am Nachmittag stiegen, so richtig interessant wurde es erst spät abends. Und das war erfreulich familien- und arbeitskompatibel! Meine neuen Maifliegen bewährten sich dabei hervorragend, egal ob es am Anfang des Schlupfs oder im Spinnerfall am Abend war. Und so konnte ich einige absolute Traumfische mit deutlich über 50 Zentimeter fangen! Selbst die kleineren Forellen waren vom üppigen Futter rund wie ein Football, und kämpften sehr kraftvoll.

Als dann vor ein paar Tagen das Wetter umschlug, verlagerte sich das ganze Geschehen ein wenig nach vorne, aber im Grundsatz blieb es dabei.

Der Wind machte das Werfen nicht einfach, aber den Maifliegen ging es beim Versuch von der Oberfläche abzuheben auch nicht besser. Die Forellen waren dementsprechend im Schlaraffenland.

Gestern Abend, im letzten Licht des Tages, fing ich dann als vorläufiges Highlight eine große, aussergewöhnlich gezeichnete Bachforelle! Es war bereits später Abend, die Aktivität der Fische hatte schon wieder abgenommen. Ich war schon auf den Weg zurück nach Hause als ich einen Fisch recht unscheinbar steigen sah – so unscheinbar wie es die Kleinen meistens gar nicht können, ein kleiner Schwall, sonst nichts… Und genauso unscheinbar verschwand auch meine eigene Fliege! Im Dill zeigte sich aber schnell was für ein Kraftpaket da am Haken war, kurz dachte ich sogar an eine Regenbogenforelle, so dynamisch und kraftvoll war dieser Fisch. Der Rücken ähnelte einer Marmorata, die Flanken waren orange-rosa und der Bauch ein dunkles Gold. Auf den Fotos kommt das nicht so gut rüber, das Licht war schwach, aber in meiner Erinnerung wird dieser Fisch noch lange einen Platz haben.