Durch den unerwarteten zusätzlichen Angel-Tag den mir meine Familie ermöglicht hatte, war ich in der glücklichen Lage auf meiner Suche nach dem ultimativen Angelglück noch ein wenig herumprobieren zu können. Schon vor Beginn unseres Slowenien-Urlaubs hatte ich mit den Nebengewässern der Soča geliebäugelt, und die Auswahl war groß: Koritnica, Tolminka, Trebusica, Učja…. Nicht selten ist der Angeldruck in den sehr viel bekannteren Hauptgewässern sehr hoch und der Fischbestand schlecht, während die Nebengewässer einen sehr guten, gesunden Fischbestand beherbergen. Ob das hier auch so war?
Ich entschied mich dazu, einen Tag der Lepena zu widmen und mich von der Mündung aufwärts zu fischen. Die Lepena entspringt an den Hängen des Triglav-Nationalparks und fliesst nach 4-5 Kilometern oberhalb von Bovec in die Soča. Auf der Karte sah das alles recht verlockend aus.
Schon beim Abstellen des Autos sah ich dann aber zwei Fischer mit einem Guide… ganz so einsam würde es am Bach also vielleicht doch nicht werden? Wie viele Fischer verträgt so ein kleines Gewässer? Ein Stück bachaufwärts sah ich dann auch noch frische Fußspuren im feinen Kies, ich war also sicher nicht der erste, der diesen Bach heute befischte. Vielleicht hatte ich aber Glück, und der andere Angler war bereits vor einigen Stunden hier durchgekommen?
Der Bach und das Tal waren trotz allem wirklich herrlich. Ein richtiger Wildbach, mit großen Felsblöcken, kleinen Wasserfällen, aber auch ruhigen Abschnitten mit überhängenden Bäumen und unterspülten Ufern. Das Wasser wirkte fast noch klarer als in der Soča selbst, auch wenn das kaum möglich scheint.
Auf dem steinigen Bach-Untergrund waren die eher kleinen Marmoratas aber extrem schwer zu sehen, meist bemerkte ich sie erst wenn sie weghuschten. Einfacher war es, die Regenbogenforellen zu sehen, und ich fing gleich zu Beginn einen schönen Fisch auf eine winzige Nymphe.
Kurze Zeit später, bemerkte ich neben einem Stein in der schnellen Strömung etwas, das meinen Blick innehalten ließ. War das grünliche Etwas ein länglicher Stein oder lag da ein Fisch am Grund? Es war nicht sicher zu sagen, das Wasser war zu schnell und der ganze Untergrund zappelte und glitzerte in der Strömung. Ich wagte ein paar Würfe mit der Nymphe und bildete mir ein, eine Reaktion zu sehen. Instinktiv ein Heben der Rute und – der Fisch hing!
Nach kurzem Drill lag eine schöne Marmorata im Kescher, und ich war mehr als glücklich, diesen Fisch trotz der vielen anderen Angler noch „gefunden“ zu haben. Ein kurzes Foto, und der Fisch sauste wieder davon…
Auf der weiteren Strecke kam ich an schönen tiefen Pools vorbei, die jedoch kürzlich mit Regenbogenforellen besetzt worden sein mussten – es war eine regelrechte Plage, und für diesen kleinen Bach definitiv zu viel des Guten! Letztlich fressen auch diese Forellen irgendetwas, dass dann den Marmoratas an Nahrung fehlt. Ich beschloss deshalb den Bach um zwei Regenbögler zu erleichtern, und sie zu Hause in die Pfanne zu hauen (ich hatte eine catch-and-keep-Lizenz).
Auch traf ich noch zwei weitere Angler, beide aus Deutschland, die die Strecke von oben her herunterfischen… sie hatten ebenfalls viele Regenbogenforellen gefangen.
Alles in allem ein wirklich schöner Bach in einem herrlichen Tal, aber die Nebengewässer boten nicht das, was ich suchte. Zu viele Angler für zu wenig Wasser, und definitiv eine falsche Besatzpolitik. Am Ende des Tages war ich aber froh, diese Erfahrung gemacht zu haben – und immerhin hatte ich eine wirklich schöne Marmorata auf Nymphe gefangen.
An meinem letzten Tag würde ich deshalb nochmals an der Soča „all in“ gehen.