Nachdem ich an Tag 1 mit der Nymphe viele und schöne Fische gefangen hatte, war ich eigentlich ganz zufrieden, das „Soll“ war erfüllt. Nun wollte ich es an Tag 2 mit dem Streamer versuchen, in der Hoffnung die Größe noch etwas steigern zu können.
Ich ließ mich wiederum von meiner Frau mit dem Auto absetzen und wollte so weit wie möglich stromab waten. Bereits der Startpunkt war landschaftlich so herrlich, dass ich kaum aus dem Staunen herauskam. Der helle Sand und das blaue Wasser wirken fast karibisch, nur die Temperatur passte nicht so ganz, das Wasser war bitterkalt! Ein Füllen der Wathose wollte ich deshalb auch auf jeden Fall vermeiden und ich war gespannt wie weit ich kommen würde, bevor mir eine Felswand oder ein tiefer Gumpen das weitere Waten unmöglich machten.

An ein 0.28er FC band ich einen großen, relativ schweren Streamer den ich vorwiegend aus hellem Ziegenhaar und Marabou gebunden hatte, um eine kleine Regenbogenforelle zu imitieren – eine Art Huchenstreamer, Hakengröße 2/0 …würden ich damit eine große Marmorata locken können? Bereits bei den ersten Würfen kamen hinter großen Felsblöcken sofort die ersten Nachläufer aus der Deckung! Erstaunlich wie gut die Fische getarnt waren, ich hatte sie vorher nicht gesehen! Und das waren dann auch schon deutlich größere Fische als am Vortag! Mehrfach schossen sie heran und drehten wieder ab, neugierig aber vorsichtig. Erst als ich etwas schneller strippte, kam der Biss und ich konnte kurze Zeit später eine sehr schöne, erstaunlich gut genährte Regenbogenforelle in den Kescher bugsieren. Die Technik mit großem Streamer schien also zu funktionieren.

Die folgenden Stunden fischte ich mich stromab, an großen Felsen und steilen Klippen vorbei, durch tiefe Gumpen und flache Rieselstrecken, eine Stelle schöner als die andere. Weil sehr viele Fische dem Streamer nur folgten, aber nicht bissen, versuchte ich bei der Vorfachstärke etwas herunterzugehen, aber das brachte keine große Veränderung, also blieb ich beim 0.28er, denn wenn tatsächlich der Fisch meines Lebens einsteigen sollte, wollte ich ihn nicht durch Vorfachbruch verlieren. Der Streamer spielte wunderbar in der Strömung, und das Gewicht war ideal – er ließ sich trotz des Gewichts noch sehr gut werfen.

Die Angelei blieb unheimlich kurzweilig, auch wenn kaum ein Fisch richtig zupackte und es häufig bei Nachläufern bis fast vor meine Füße blieb… Eine Regenbogenforelle mit etwa 50cm zum Abschluss war dann der größte Fisch des Tages….

So richtig viel schlauer fühlte ich mich auf dem Heimweg dann aber nicht. Mit der Nymphe hatte ich mehr Fische gefangen, inklusive Marmorata. Mit Streamer waren es nur Regenbögler, die aber im Schnitt größer gewesen waren… was also sollte die Strategie für den dritten und letzten Tag sein? Mit vielen Fragezeichen in den Augen kehrte ich in unsere Ferienwohnung zurück…. und mein Bruder schrieb mir in einer SMS „Dir wird schon was einfallen…“. War das so? Welche Möglichkeiten hatte ich, um doch noch einen richtig großen Fisch zu fangen?

Meine Familie muss mir mein Grübeln angesehen haben, denn beim Abendessen offenbarten sie mir, dass der „Familienrat“ (bestehend aus meiner Frau und unseren zwei Jungs) beschlossen hatte, dass ich noch einen vierten Tag fischen gehen musste… Ich war überwältigt! Die Fragezeichen in meinen Augen wichen einem Strahlen, sowas hatte ich nicht erwartet!
Ich würde den zusätzlichen Tag gut nutzen, und ich würde mich an den Rat meines Bruders halten, mir würde etwas einfallen!

Fortsetzung folgt.