Wenn das Ende der Forellensaison näherkommt, kreisen meine Gedanken früher oder später um die Frage, wie ich die letzten Tage nutzen werde…. und weil die Tage auch klarer werden, und wir dann von hier aus am Horizont die majestätischen Alpen aufragen sehen, kommt nochmals die Sehnsucht auf, dort oben fischen zu gehen. Oberhalb der Baumgrenze ist es einfach anders. Die Luft ist herrlich klar und ruhig, kaum Menschen, kaum Lärm. Die schönste Alltags-Flucht die man machen kann!

Deshalb schrieb ich kurzerhand in eine der Chatgruppen mit meinen schweizer Freunden, ob denn nochmal jemand zum Bergfischen geht, und ich mich anschließen dürfte. Und es klappte! Einige Tage später stand ich in Bern bei Rolf vor der Haustüre, und bevor wir am nächsten Tag noch auf Andreas und Dani stoßen sollten, nutzten wir meinen Ankunftstag gleich noch für eine Nachmittags-Session am Bach.

Und aller Anfang ist schwer, heisst es ja so schön… Für mich war es erst wieder ein Lernprozess, mich an diese Art der Angelei zu gewöhnen – letztlich geht es nicht um die perfekte Drift, sondern um das präzise Platzieren einer Fliege an einem Punkt. Und darum, die Fliege trotz der starken Strömung für kurze Zeit an diesem Punkt zu halten, also mit viel lockerem Vorfach abzulegen, sodass die Strömung erst das Vorfach, und dann die Fliege mitnimmt. Bleibt die Fliege eine Sekunde am Ort reicht das meistens, um die Forelle unter dem Stein hervorzulocken, in dessen Kehrwasser man die Fliege abgelegt hat. Die Profis nennen sowas „Pocket Water Fly Fishing“.

Rolf hatte für die kommenden Tage ein paar wunderschöne Bäche herausgesucht, und auch wenn sich die Angelei grundsätzlich ähnelte, waren die Landschaft und die Fische doch sehr verschieden. Wir fischten Bäche mit runden Steinen, eckigen Steinen, Kalksteinen oder Granit. Wir fischten in Hochtälern und in rauschenden Wasserfällen… es war einfach nur herrlich!

Ein wenig überrascht waren wir, dass der Starkregen im Sommer doch etwas mehr Schaden angerichtet hatte, als wir vermutet hätten. Tatsächlich waren manche Bäche völlig ausgeräumt worden. Es wirkte so, als würde hier kein Stein mehr auf dem anderen liegen, das Geröll war scharfkantig und frisch gebrochen, und Fische schien es auch keine mehr zu geben. Unglaublich, dass selbst die Hochwasser-erprobten Bachforellen ab einem gewissen Punkt keine Chance mehr haben. Und selbst diejenigen, die es vielleicht schaffen, haben kaum noch Nahrung weil alle Insektenlarven vom Geschiebe zermahlen werden.

Dass Bachforellen dennoch absolute Überlebenskünstler sind, wurde mir wieder eindrücklich bewusst: An kleinsten Bächen, wo gerade vielleicht zwei Steine einen kleinen Unterstand bildeten, und aufgrund der Höhe wahrscheinlich das halbe Jahr Schnee liegt, kamen aus dem Nichts Forellen hervorgeschossen um unsere Trockenfliegen zu nehmen. Diese Fische waren selten größer als 20cm, eine 25er ist da schon sehr ordentlich und eine 30er absolut kapital! Als Kind habe ich noch den Begriff „Steinforelle“ gelernt, für Fische denen man ihr Alter ansieht, trotz dass sie sehr klein sind. Große Augen, ein schlanker Körper und große Flossen… wunderschön waren sie allemal, und das Angeln in dieser Landschaft kaum zu überbieten.

Was die Fliegenmuster anging, waren die Fische nicht besonders wählerisch – und können es auch kaum sein, weil sie die wenige Nahrung die sie hier bekommen, nutzen müssen. Wichtig ist eher, dass die Fliege für den Angler gut sichtbar ist, und gut schwimmt. Nach einigem Herumprobieren landete ich bei der „Royal Wulff“, eine traditionelle und schöne Fliege, die auch heute noch fängt. Sie ist recht aufwändig zu binden, aber wenn das Fliegenbinden wie bei mir ein Hobby ist bei dem es nicht um Effektivität geht, macht das Binden der Royal Wulff wirklich Spaß! Ich binde sie in der Regel auf 14er TMC 100SP-BL, ein sehr universeller und qualitativ hervorragender Haken.

Vielen Dank an Rolf für die Organisation der Tour, und an Fabi für die Einladung in seine Hütte inkl. einem wunderbaren Abendessen.

Die vielen Eindrücke dieser Tour lassen sich gar nicht in Worte fassen, deshalb folgt hier nun einfach noch eine Bilder-Galerie…